Die Polizeigewerkschaft fordert mehr Personal. Der Einsatz sogenannter Nackt-Scanner ist dabei heftig umstritten.

Hamburg. Nach dem nur knapp vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine, die am ersten Weihnachtsfeiertag von Amsterdam nach Detroit unterwegs war, sind auch am Flughafen Hamburg die Sicherheitskontrollen verschärft worden. Allerdings müssen sich ausschließlich Reisende, die auf Direktflüge in die USA gebucht sind, auf längere Wartezeiten einstellen.

Mit langen Schlangen müssen also jene Passagiere rechnen, die mit Continental Airlines von Hamburg nach New York fliegen. Denn die Passagiere dieser Flüge, die sechsmal pro Woche in Fuhlsbüttel starten, werden ab jetzt nicht mehr allein der regulären Sicherheitskontrolle in der Airport Plaza unterzogen, sondern zudem ein zweites Mal direkt am Abflug-Gate kontrolliert. Das hat Maik Lewerenz, Sprecher der Bundespolizei am Flughafen Hamburg, auf Abendblatt-Anfrage bestätigt: "Diese neue Regelung dient der Sicherheit." Reisende mit dem Ziel New York sollten deshalb noch frühzeitiger am Gate eintreffen.

Entwarnung für alle anderen Fluggäste: Sie erwartet nach wie vor nur eine ausführliche Sicherheitskrontrolle. Längere Wartezeiten seien dabei unwahrscheinlich: "Wir haben wegen der verschärften Sicherheitslage mehr Personal eingesetzt, um einen zügigen Ablauf zu garantieren", sagte Maik Lewerenz.

Insgesamt sei es im deutschen Flugverkehr bisher nicht zu Verspätungen gekommen, am Flughafen Düsseldorf waren nach Angaben eines Sprechers alle USA-Flüge "im Plan". Auch am größten deutschen Flughafen in Frankfurt hätte sich der Ablauf für die Passagiere trotz erhöhter Kontrollen nicht verzögert, so die Bundespolizei. "Es ist alles ruhig. Auch weil zwischen den Jahren ohnehin weniger Reisende unterwegs sind", hieß es beim Flughafenbetreiber Fraport.

Derweil wird bundesweit der Einsatz sogenannter Nackt-Scanner diskutiert, deren Strahlung durch die Kleidung dringt, sodass die Passagiere auf dem Monitor wie nackt erscheinen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sieht die Radargeräte skeptisch, hält sie für technisch noch nicht ausgereift. Schünemann fordert die Überprüfung der Sicherheitssysteme an Flughäfen: "Es scheint offensichtlich eine Sicherheitslücke zu geben, die geschlossen werden muss", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Ebenfalls gegen den Einsatz von Nackt-Scannern hat sich die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) ausgeprochen: Diese Geräte verstießen gegen die Menschenwürde, sie seien auch nicht notwendig, wenn mehr Personal eingesetzt werde. Derzeit seien nicht ausreichend Mitarbeiter im Einsatz, so Gewerkschaftschef Rainer Wendt. "Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass Sicherheit nichts kostet: "Wer spart, reißt Sicherheitslücken." Zudem warnte er davor, für die Kontrolle der Fluggäste Zeitarbeitsfirmen zu beauftragen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass dort Islamisten beschäftigt seien, so Wendt.

Am Flughafen Hannover, von wo aus jedoch keine Direktflüge in die USA abheben, werden Passagiere derzeit verstärkt mit Handsonden nachkontrolliert. Auch Koffer würden seit der Terrorbedrohung häufiger geöffnet und der Inhalt noch einmal überprüft, sagte der Sprecher der Bundespolizeidirektion Hannover, Paul-Gerhard Heppe. Auch die Lufthansa, die gestern insgesamt 24 Flüge von Deutschland aus in die USA auf dem Plan hatte, hat die Kontrollen erhöht - allerdings längst nicht so drastisch wie beispielsweise die Fluggesellschaften British Airways und Air Canada: Deren Passagiere mussten in der letzten Stunde vor der Landung sitzen bleiben und durften nicht an ihr Handgepäck.