Die Eppendorferin Bettina Olf verantwortet die Kampagne des Möbelhauses Ikea. Mit Umzügen kennt sich die 45-Jährige aus.

Hamburg. Hübsch sieht es nicht gerade aus. An einem dünnen Band hängt ein runder Plastikchip um Bettina Olfs Hals - es ist der elektronische Schlüssel für ihr Büro. "Sonst verlege ich ihn ständig", sagt die 45-Jährige. Bettina Olf denkt praktisch. Wie passend, dass sie als Kreativdirektorin bei der Werbeagentur thjnk die aktuelle Kampagne eines großen schwedischen Unternehmens verantwortet, das für praktische Möbel bekannt ist.

Schon in ihrem Elternhaus war Bettina Olf von schwedischen Möbeln umgeben. Von Bänken, die unter der Sitzfläche Stauraum boten, von Bettkästen, in denen Winterdecken unter der Matratze verschwinden. "Ich mag dieses Prinzip", sagt Olf. "Bezahlbares Design für alle."

Mit Wohnungen kennt Bettina Olf sich aus. In etwa 25 hat sie schon gelebt. Bereits als Kind zog sie häufig um - wegen des Vaters, der Maschinenbauingenieur war. Die Familie lebte in Indien, Algerien - und auch in Schweden. In Skandinavien verbrachte Olf ihre Vorschulzeit. Sie denkt gern daran zurück. "Aus heutiger Sicht ist es schon fast erstaunlich, wie frei wir uns dort immer draußen bewegt haben", sagt sie. Sie sprach ein bisschen Schwedisch, hat die Sprache aber leider wieder verlernt, wie die Werberin sagt.

Die erste eigene Bude bezog Bettina Olf Ende der 1980er-Jahre in Braunschweig. Dort studierte sie Grafikdesign. Mit dem Rad fuhr sie damals durch die Stadt - auf der Suche nach einer Wohnung. Unterwegs fiel ihr ein Mann auf, der gerade ein Mehrfamilienhaus strich. Besser gesagt fiel ihr das Haus auf, das Stück für Stück knallblau wurde. So blau wie die schwedische Flagge. "Ich wollte unbedingt darin wohnen", sagt Bettina Olf. Der Maler stellte sich als Vermieter heraus - und eine der Wohnungen als frei. Bettina Olf zog mit einer ihrer besten Freundinnen ein.

Noch heute besitzt Olf einige Gegenstände aus dieser Zeit. Eine Lampe mit Bajonettverschluss. "Seither achte ich beim Kauf einer Lampe darauf, wie teuer die Leuchtmittel sind." Eine Glühbirne für damals 90 Mark könne eine Studentin schon fast in den finanziellen Ruin treiben. Außerdem besitzt sie noch diese Bahnhofsuhr, die nicht lief. Ein Flohmarktkauf. Bettina Olf hat sie zum Tisch umgebaut.

"Menschen haben immer öfter Patchwork-Biografien, das schlägt sich auch in der Einrichtung ihrer Wohnungen nieder", sagt sie.

Ikea habe das verstanden und zeige in der Kommunikation jetzt öfter, wie verschiedene Stilgruppen kombiniert aussehen. Die vier Wände als Erinnerungskiste der eigenen Biografie - diesen Gedanken greift auch das Kampagnenmotto des vergangenen Jahres auf: "Das Zuhause Deines Lebens".

Nach zwei Jahren Studium zog es Bettina Olf nach New York. Aus einem Semester wurden zwei Jahre - bis ihre deutschen Professoren ihr mitteilten, dass sie nun wirklich auch mal zurückkommen müsse. Aber zuvor entdeckte Olf noch das Leben in der Großstadt. Wohnte in fünf Wohnungen in fünf verschiedenen Stadtteilen der amerikanischen Metropole. Ein schönes Bettwäscheset hatte sie immer dabei - fürs Heimatgefühl. Das konnte sie schließlich überall mit hinnehmen. "Man lernt schnell, wie man eine fremde, möblierte Wohnung individualisieren kann", sagt sie. Bis heute hängt sie zuerst die vorhandenen Bilder ab und eigene auf.

Besonders mag Bettina Olf drei Illustrationen, die sie in New York gekauft hat. Sie stammen von einem Künstler, der immer in der U-Bahn saß und malte. "Es faszinierte mich, dass er offenbar über Jahre kreativ mit demselben Motiv arbeitete."

1990 kam Olf nach Hamburg. Eine bewusste Entscheidung, Die Stadt gefiel ihr. Sie arbeitete für große Werbeagenturen wie Springer & Jacoby und Jung von Matt, musste die Hansestadt aus beruflichen Gründen verlassen - und kam 2009 wieder zurück. Seit 2010 ist sie bei thjnk, ehemals KemperTrautmann. Olf selbst wohnt in Eppendorf - zurzeit zumindest. Da die Eigentumswohnung, die sie in Eimsbüttel gekauft hat, nun schon seit fast zwei Jahren nicht fertig wird, tingelt sie von Viertel zu Viertel, von Wohnung zu Wohnung. Sieben sind es nun schon. Immer auf ein paar Monate begrenzt. Immer möbliert. Olfs eigene Möbelstücke sind in einem Lagerraum untergebracht. Aber bald will sie in ihre neue Wohnung einziehen. In das Zuhause ihre Lebens.