In einer SMS lobt Musiker Udo Lindenberg das Museumsprojekt. Dem Engagement der Kulturbehörde gegenüber reagiert er zurückhaltend.

Hamburg. Begeisterung aus allen Ecken der Stadt für die Panik-City: Die Pläne für die Einrichtung eines Udo-Lindenberg-Museums im Gebäude des Musicalveranstalters Stage in der Speicherstadt stoßen auf sehr große Zustimmung. Allen voran ist Hamburgs Touristik-Chef Dietrich von Albedyll begeistert von der Idee: "Wir müssen alles dafür tun, dass dieser Mann in Hamburg bleibt."

Als Tourismus-Chef kann er auch den wirtschaftlichen Nutzen einer solchen Attraktion für die Stadt beurteilen und bietet Hilfe an: "Wir könnten dieses Museum mit Marketingmaßnahmen noch unterstützen." Auch Stephan Jaekel, Sprecher des Musicalveranstalters Stage Entertainment, weiß, dass "die Marke Udo immer noch stark mit der Marke Hamburg verknüpft ist". Jaekel, der mit Udo Lindenberg für das Musical "Hinterm Horizont" eng zusammenarbeitet, schätzt Panik-Rocker als Menschen und Künstler. "Ich glaube, dass die Stadt dankbar sein sollte, einen solchen Künstler zu haben."

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Auch seitens der Hamburger Politik ist man sich einig, dass ein Lindenberg-Museum für die Hansestadt eine große Bereicherung sein könnte. Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, sieht darin einen "Gewinn für die Musikstadt Hamburg". Dennoch merkt er an, dass die Kulturbehörde zurückhaltend sein sollte mit direkten Subventionen. "Wenn man sich die finanzielle Situation an den staatlichen Museen anschaut, dann muss man mit einer finanziellen Unterstützung für ein privates Museum vorsichtig sein." Wie sich die Idee weiterentwickelt, würde davon abhängen, ob es weitere Unterstützer für das Projekt geben wird.

Katja Suding, kulturpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, sieht im geplanten Museum einen möglichen neuen "Tourismusmagneten", stellt jedoch klar, "dass die Stadt nicht dauerhaft ein weiteres Museum aus dem sinkenden Etat der Kulturbehörde finanzieren kann", sagt Suding. "Das Projekt muss nach einer Anschubfinanzierung auf eigenen Füßen stehen können."

Auch die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Gabriele Dobusch, begrüßt die private Initiative für eine mögliche Dauerausstellung in der Speicherstadt. "Es ist gut, dass die Behörde beim Finden der Räumlichkeiten behilflich war", sagt sie. Dobusch hofft jedoch, dass das geplante Konzept für ein solches Museum tragfähiger ist, als es die Beatlemania auf der Reeperbahn war. "Auch da war eine enge Verbindung zu Hamburg da, aber das allein hat eben nicht gereicht." Die Idee findet die Kulturexpertin "charmant", man müsse jedoch schauen, ob sie auch in der Realität Bestand habe.

Udo Lindenbergs Sammlung ist ein "unverzichtbares Dokument der deutschen Kulturgeschichte". Zu diesem Fazit kommt Christoph Stölz, Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, in einem Gutachten, das dem Hamburger Abendblatt vorliegt. Lindenberg sei eine "zentrale Figur der zeitgenössischen deutschen Kulturgeschichte", schreibt Stölz: "Als Lyriker, Komponist, Musiker, Bühnenkünstler und Dramaturg hat er die musikalische und visuelle Kultur unserer Zeit auf einzigartige Weise geprägt. (...) Er hat - um es kurz zu machen - den Deutschen ihre Volkssprache in der Volksmusik des 20. Jahrhunderts wiedergegeben."

In den 1990er-Jahren hatte Stölz schon die Bundesregierung zum Nachlass von Marlene Dietrich beraten - damals noch als Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Den Wert der Lindenberg-Sammlung könne man nicht beziffern, befindet Stölz. "Diese Sammlung ist ein einzigartiges Dokument des halben Jahrhunderts deutscher Kultur von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart - einer Epoche also, die schon jetzt, und wie erst in der Nachwelt, als eine Schlüsselszene der Deutschen begriffen werden muss." Er rät deshalb dringend davon ab, die Sammlung zu zerschlagen. Sie gehöre ins nationale Kulturerbe, ähnlich wie Lebenszeugnisse anderer Gesamtkünstler wie Franz Liszt, Richard Wagner oder Marlene Dietrich. Die Ideen Udo Lindenbergs, nicht nur seine Sammlung auszustellen, sondern sie zu verbinden mit einem Zentrum zur Förderung von musikalisch-literarischen Nachwuchskünstlern, sei laut Stölz "zukunftsreich und sollte unbedingt verwirklicht werden".