Warum Manfred Karp, seit 1991 Schiffsführer an den St.-Pauli-Landungsbrücken, seine Kapitänsmütze auch mit 65 Jahren immer noch aufsetzt.

Hamburg. Manfred Karp ist kein Mann ausschweifender Reden. Er liebt es ruhiger. Heute, gerade 65 Jahre alt geworden, und auch schon früher, als er die Weltmeere bereiste. Manni, wie ihn alle an den St.-Pauli-Landungsbrücken nur rufen, ist seit 20 Jahren Schiffsführer bei Barkassen Meyer. "Jeden Tag von 8 Uhr an, bis die Arbeit eben getan ist", sagt er.

Einen anderen Beruf, der nichts mit Elbe und Schiffen, Wellen und Wasserstand zu tun hat, den könnte sich Karp niemals vorstellen. "Auch wenn es für mich keine liebste Ecke im Hafen gibt, ist es allgemein ein tolles Erlebnis, hier zu sein", sagt er mit rauer Stimme. Ganz so laut wie in jungen Jahren kann er nicht mehr brüllen, doch trotz eines Schlaganfalls ist der Hamburger immer noch jeden Tag auf Brücke 2. "Eigentlich bin ich immer so sechs, sieben Mal mit den Touristen auf der Barkasse rausgefahren", sagt Karp, "ich finde es gut, mit den ganzen unterschiedlichen Nationalitäten zu tun zu haben. Heute ist das nicht mehr so häufig, dafür teile ich jetzt mehr die Schiffe ein und spreche mit den anderen Schiffern." Bei denen ist Manni beliebt, jeder kennt den schmalen Mann mit den blitzenden Augen, der zwar von ganzem Herzen Schiffsführer ist, die Kapitänsmütze aber nur widerwillig aufsetzt. Er könne sich da einfach nicht so dran gewöhnen.

Auch wenn er nun das Rentenalter erreicht hat, kann sich Karp nicht vorstellen, nur noch in seinem Haus in Wilhelmsburg bei Ehefrau Elsbeth zu bleiben. Obwohl sie sich das schon wünschen würde. "Meine Frau hat sich im Laufe der Jahre damit abgefunden, dass ich zum Hafen gehöre", sagt er und blickt aus dem Fenster des kleinen Büros an den Landungsbrücken. "Außerdem meckert sie sowieso immer." Manni lächelt. Er wird bleiben und nur noch am Wochenende arbeiten. Karp und der Hafen, sie gehören schon seit seiner Geburt zusammen: Geboren wurde er nämlich auch schon auf der Elbe, auf der "Kastenschute 28", einem unmotorisierten Frachtschiff, das sein Vater gesteuert hatte. Denn Vater und Großvater waren auch schon Schiffsführer. "Aber ich wollte eigentlich die höhere Schule besuchen, nur ich war etwas faul und habe die Prüfung nicht geschafft", sagt Manni mit einem Grinsen. Daraufhin bestimmte sein Vater den weite-ren Lebensweg des Wilhelmsburgers: "Dann wirst du Schipper wie dein Vadder!" So kam es. Karp bereiste als Matrose die Welt, Brasilien, Japan, Saudi-Arabien. "Bei den Landgängen habe ich mir immer nur Museen angeschaut, mit Frauen hatte ich nix am Hut", betont er. Die Arbeit lag ihm, Fässer, Kisten und Sackgut verladen, Malen, Ladung befestigen. "Das war auch finanziell interessant", sagt er und reibt den erhobenen Daumen und Zeigefinger aneinander.

Seine beiden Söhne Markus und Nicky sind der Familientradition gefolgt, beide schippern wie Vater und Großvater über die Elbe. Der eine Sohn für die HADAG, der andere ist bei der Hamburg Port Authority (HPA). "Die kannten das ja von mir", sagt Karp.