Zusammen mit der Hamburger Designerin Iris von Arnim hat das Model Claudia Schiffer seine erste eigene Kaschmir-Kollektion entworfen.

Hamburg. Wenn Models nach Höherem streben, als "nur" mit ihrem Aussehen Geld zu verdienen, dann gelingt das selten so gut wie bei der singenden Carla Bruni. Man denke nur an Naomi Campbells zweifelhafte Versuche, als Romanautorin Fuß zu fassen. Oder den Fehl-Auftritt von Tatjana Patitz in dem Kino-Thriller "Die Wiege der Sonne". Auch Claudia Schiffer hat sich im Filmgeschäft nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Ihre Nebenrollen in den Komödien "Richie Rich" und "Tatsächlich ... Liebe" kann man in Anbetracht ihrer beispiellosen Model-Karriere mit über 500 Hochglanz-Titelseiten guten Gewissens als Flops bezeichnen; lediglich ihre Fitnessvideos schafften es auf die amerikanischen Bestsellerlisten.

Nun hat sich die einstige Lagerfeld-Muse an ein neues, eher ihrem Beruf verwandtes Projekt gewagt. In Berlin und Paris präsentierte die 40-Jährige der Mode- und Medienbranche jüngst ihre erste Kaschmir-Kollektion unter eigenem Namen. Die Klatschpresse interessierte sich derweil mehr für Schiffers aktuelles Niedriggewicht und Gerüchte um Magersucht. Die immer währende Reduktion auf das Äußere - Fluch der schönen Frauen. Doch die in London lebende dreifache Mutter lässt sich dadurch nicht beirren. Ihr Ziel, eine erfolgreiche Designerin und Unternehmerin zu werden, scheint ernsthaft. Während sich ihre Model-Kolleginnen Kate Moss und Cindy Crawford mit Kollektionen für Billigketten wie Top Shop und Deichmann begnügen, hat Claudia Schiffer das erfolgreiche Hamburger Strick-Label Iris von Arnim ausgewählt, um ihre Kollektion gemeinsam zu produzieren. "Ich wollte schon seit Langem mein eigenes Kaschmir-Label gründen", sagt sie. "Für mich war vor allem wichtig, den richtigen Businesspartner zu finden. Ich war auf der Suche nach einem Unternehmen mit den gleichen Ansprüchen und Vorstellungen. Ich wollte freie Hand bei der Kreativität haben und gleichberechtigte Businesspartnerin sein. Daher bin ich sehr froh, mit Iris von Arnim einen wundervollen Partner gefunden zu haben." In einem "Vogue"-Interview deutete das Model an, ein solides Unternehmen gründen zu wollen, das sie eventuell ihren Kindern übergeben könne.

"Im letzten Jahr hatte mein Sohn Valentin Claudia bei der Luxury Conference in Berlin angesprochen", sagt Designerin Iris von Arnim. "Mittlerweile haben wir unser eigenes Unternehmen gegründet und sind gleichberechtigte Geschäftspartnerinnen." Schiffer legt mit Skizzen die Richtung fest, von Arnim setzt die Ideen um. Einmal im Monat treffen sich die beiden Frauen, die kreativen Meetings finden in Hamburg und London statt. Zurzeit wird schon an der Sommerkollektion 2012 gearbeitet. Claudia Schiffer, die nicht nur die Teile der aktuellen Herbstkollektion in ihren Lieblingsfarben Dunkelblau, Grau und Schwarz entwarf, sondern auch als Model dafür wirbt, mag Hamburg sehr. "Ein Teil meiner Familie lebt hier, und wenn ich beruflich in Hamburg bin, versuche ich immer meine Familie zu sehen."

Schick, aber zugleich einfach seien Pullover und Kleider, die ihren persönlichen Stil widerspiegelten. Man könne darin morgens die Kinder zur Schule bringen und anschließend in ein Meeting gehen. Bei Unger am Neuen Wall wurde die Claudia-Schiffer-Kollektion von Anfang an gut verkauft. Sprecherin Christina Schön: "Das liegt nicht zuletzt an der tollen Qualität und dem super Preis-Leistungs-Verhältnis." Die überlangen Strick-Cardigans kosten zwischen 998 und 1295 Euro, Hemden ab 365 Euro. Nicht überraschend für eine Frau, die in den 90er-Jahren mit dem Satz schockte, ein T-Shirt bekomme man nicht unter 100 Mark. Als Logo wählte Claudia Schiffer eine Spinne, "weil Spinnen wahnsinnig geerdete Tiere sind und man an ihnen viele Details erst dann erkennt, wenn man sie unter einem Mikroskop sieht", verriet sie dem Firmenmagazin - und damit wohl auch ihren Wunsch, nicht nur als schöne, sondern auch als ernst zu nehmende Geschäftsfrau anerkannt zu werden.