Bei der Premiere im St.-Pauli-Theater sinnierten Udo Lindenberg und andere Prominente freimütig über Liebe, Lügen und Ehrlichkeit.

St. Pauli. Es war die deutschsprachige Erstaufführung der französischen Beziehungskomödie "Die Wahrheit". Ein aufregender Moment für den Autor des Stücks, Florian Zeller, der extra für diesen Abend aus Paris angereist war. Bevor sich der Vorhang hob, wirkte er gelassen und relaxt. "Das bin ich aber gar nicht", sagte der 30-Jährige gestern Abend im St.-Pauli-Theater ehrlich.

Schließlich wisse er nicht, ob der Humor in Deutschland der gleiche sei wie in Frankreich. Mit dabei war seine Frau Marine Delterme, die eng mit der Frau des französischen Staatspräsidenten, Carla Bruni, befreundet ist. Beide Frauen lebten in den 90er-Jahren in New York, um dort als Models zu arbeiteten. Auch zu ihren Hochzeiten luden sie sich gegenseitig ein.

Florian Zeller über das Geheimnis seiner funktionierenden Beziehung: "Ich finde es schwierig, sich in jemanden zu verlieben, wenn man nicht lügen kann. Immer die Wahrheit zu sagen, ist egoistisch." Das sieht auch Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Dagmar Berghoff so, die zusammen mit ihrem früheren Kollegen Wilhelm Wieben zur Premiere kam: "Wenn man dem Partner alles erzählt, möchte man oft sein Gewissen erleichtern - und denkt dabei nur an sich selbst", sagte Berghoff. Während sich die Darsteller Herbert Knaup, Thomas Heinze, Leslie Malton und Johanna Christine Gehlen hinter der Bühne auf ihren Auftritt vorbereiteten, trafen weitere Gäste wie UKE-Chef Jörg Debatin, Thomas Klischan (Nordmetall), Claus G. Budelmann und Schauspieler Gustav Peter Wöhler im Foyer ein.

An der Bar trank Panik-Rocker Udo Lindenberg ein Weizenbier und verriet, wie er es mit der Wahrheit hält: "Es gibt verschiedene Wahrheiten, die manchmal sein müssen und manchmal auch nicht. Man darf auf jeden Fall einen Menschen damit nicht zu sehr belasten." Seine Lebensgefährtin und Fotografin Tine Acke dazu: "Kritik muss sein, das gilt nicht nur für Beziehungen, sondern auch fürs Showgeschäft. Denn dort wird viel gelogen."

Kabarettist Horst Schroth und seine Frau Elke kennen sich seit mehr als 30 Jahren und erwarten nicht zu viel voneinander, denn nur so funktioniere ihre Partnerschaft. "Außerdem", sagte Elke Schroth, "muss man nicht lügen, aber auch nicht alles sagen."

Und Katrin Aust ist sich sicher: "Die Wahrheit gehört einfach in einer Beziehung dazu, auch wenn sie manchmal wehtut." Liebe und Wahrheit seien Ur-Themen, die für Gesprächsstoff sorgen. Nicht nur an diesem Abend.