Senioren Hamburg

Rot-grüner Streit um Ausstattung der Seniorentreffs

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Peter Ulrich Meyer
Frauen spielen Bingo in einem Seniorentreff.

Frauen spielen Bingo in einem Seniorentreff.

Foto: monkeybusinessimages / Getty Images/iStockphoto

Beschlossen ist eine hauptamtliche Unterstützung. Der SPD dauert Umsetzung durch Gleichstellungssenatorin Fegebank (Grüne) zu lange.

Hamburg.  Die rund 80 Seniorentreffs, die ehrenamtlich häufig von selbst alten Menschen geleitet werden, sollen hauptamtliche Unterstützung erhalten, um den wachsenden Aufgaben in einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Die rot-grüne Koalition hat im Zuge der Haushaltsberatungen Ende 2022 beschlossen, „gemeinsam mit einem oder mehreren gemeinnützigen Trägern ein oder mehrere Projekte zur hauptamtlichen Unterstützung der Leitungen“ von Seniorentreffs zu starten, und dafür 500.000 Euro für 2023 und 2024 bereitgestellt. Doch viel ist bislang nicht geschehen, und deswegen gibt es jetzt Kritik sogar aus dem eigenen Lager.

„Nach neun Monaten ist de facto null von dem umgesetzt worden, was wir wollten“, sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber, seniorenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Es gibt Seniorentreffs, die dringend eine hauptamtliche Unterstützung benötigen, weil sie sonst geschlossen werden müssen, denn es kümmert sich dort niemand mehr“, sagt Schreiber. Die Kritik des Sozialdemokraten zielt auf Gleichstellungs- und Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), die im Senat fachlich zuständig ist.

Markus Schreiber (SPD): „Frau Fegebank interessiert sich nicht wirklich für Senioren“

Schreiber wirft der Zweiten Bürgermeisterin vor, sich in der Seniorenpolitik nicht genug zu engagieren. „Es fängt damit an, dass die Behörde von Senatorin Fegebank keine eigene Vorlage zur hauptamtlichen Unterstützung der Seniorentreffs in die Haushaltsberatungen eingebracht hat. Frau Fegebank mag eine großartige Wissenschaftssenatorin sein, für Senioren interessiert sie sich nicht wirklich“, sagt Schreiber, der auch Co-Landesvorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft „60 plus“ ist.

„Die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke freut sich, dass wir mit der hauptamtlichen Unterstützung der Senioren- und Seniorinnentreffs erstmals ein mit Trägern abgestimmtes Pilotprojekt auf den Weg bringen“, sagt Behördensprecherin Aileen Pinkert. Im Mai hatte die Behörde den Projektstart bekannt gegeben und die Träger wie etwa die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände aufgefordert, sich mit Konzepten zu bewerben. Anfang Juni endete die Frist, nach Informationen des Abendblatts liegen zwei Anträge vor.

Gleichstellungsbehörde will das Pilotprojekt noch in diesem Jahr starten

„Die Träger setzen sich mit großer Motivation für die gemeinsame Umsetzung des Pilotprojekts ein, das noch in diesem Jahr starten wird. Die Anträge auf Projektförderung werden aktuell noch zuwendungsrechtlich geprüft“, sagt die Sprecherin. „Eines der Ziele des Projekts ist es, sinnvolle Verbindungen von Haupt- und Ehrenamt zu ermitteln. Der Abstimmungsprozess und die Neuorientierung der Treffs erfordern von allen Seiten viel Kommunikationsarbeit“, sagt Pinkert.

Schreiber kritisiert Antragsunterlagen als zu kompliziert und bürokratisch. „Das überfordert sogar langjährige Treffleitungen“, sagt der SPD-Politiker. Der frühere Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte hält es außerdem für einen Fehler, dass laut der Projektausschreibung die Unterstützung der Ehrenamtlichen bei Verwaltungsarbeiten ausdrücklich ausgeschlossen ist. „Gerade in diesem Bereich würden die zum Teil hochaltrigen Treffleitungen Unterstützung brauchen“, sagt der SPD-Abgeordnete.

Senioren Hamburg: Corona-Pandemie ließ Besuchszahlen einbrechen

Die Seniorentreffs sind laut dem rot-grünen Haushaltsantrag vom Dezember „Anlaufpunkte für ältere Menschen in den Quartieren und Stadtteilen“. Für viele ältere Menschen seien die Treffs „Teil der aktiven, selbstständigen und selbstbestimmten Lebensführung“.

Die coronabedingten Schließungen der Einrichtungen hatten laut der Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage allerdings zu einem Einbruch der Besuchszahlen geführt. Im Jahr 2021 gab es rund 200.000 Besuche in Seniorentreffs, obwohl der Senat eine Kennzahl von mehr 600.000 Kontakten im Haushaltsplan festgelegt hatte. Für das Jahr 2022 liegen die Besuchszahlen noch nicht vor.