Ernährung Hamburg

„Entsetzen“ über Fegebank – wegen Ja zu Gentechnik

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Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte im Abendblatt auch mit Blick auf den Klimawandel: „Neue Gentechnik könnte unsere Ernährung sichern.“ Umweltschützer warnen nun, dass die Menschen bald womöglich nicht mehr wüssten, ob ihr Essen gentechnisch verändert wurde.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte im Abendblatt auch mit Blick auf den Klimawandel: „Neue Gentechnik könnte unsere Ernährung sichern.“ Umweltschützer warnen nun, dass die Menschen bald womöglich nicht mehr wüssten, ob ihr Essen gentechnisch verändert wurde.

Foto: Roland Magunia / Roland Magunia/Funke Foto Services

Tabubruch: Grüne Wissenschaftssenatorin hatte im Abendblatt für Gentechnik plädiert. BUND: Wissen nicht mehr, was wir essen.

Hamburg.  Für ihre Grünen war es wohl ein echter Tabubruch: Am Sonnabend hat die Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank im Abendblatt dafür plädiert, Hamburg und Deutschland sollten sich für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft öffnen.

Mit Blick auf die gravierenden Veränderungen durch den Klimawandel sagte Fegebank: „Neue Gentechnik könnte unsere Ernährung sichern.“ Bisher hatten die Grünen auch die neueren gentechnischen Verfahren abgelehnt. Für ihren überraschenden Vorstoß hat Fegebank nun massive Kritik geerntet.

Landwirtschaft Hamburg: Entsetzen über Fegebank – wegen Ja zu Gentechnik

Hintergrund: Zur Anpassung an die Klimaveränderung könnten laut Forschern sogenannte Neue Genomische Techniken (NGT) in der Pflanzenzucht beitragen.

Die EU-Kommission will die strengen Gentechnik-Regeln nun für NGT-Pflanzen lockern. Der Anfang Juli dazu vorgelegte Vorschlag ist in der deutschen Politik allerdings umstritten – insbesondere bei den Grünen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigte sich am Wochenende empört darüber, dass mit Fegebank nun auch eine prominente Grüne den EU-Vorstoß unterstützt.

BUND-Vorsitzende: „Verbraucher erkennen nicht, ob Essen gentechnisch verändert ist“

„Bisher werden alle gentechnisch veränderten Pflanzen einer Risikoprüfung und einem Zulassungsverfahren unterzogen, bevor sie innerhalb der EU angebaut oder in die EU importiert werden dürfen“, sagte die neue Hamburger BUND-Vorsitzende Sabine Sommer. „Sollte der Kommissionsvorschlag so umgesetzt werden, wäre das ein Frontalangriff auf den Verbraucherschutz.“

Verbraucherinnen und Verbraucher könnten dann künftig nicht mehr erkennen, „wann sie gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumieren“, sagte Sommer. „Genauso können sich gentechnik-frei arbeitende konventionelle Betriebe und der Öko-Landbau dann nicht mehr schützen. Wir sind entsetzt, denn bisher legt das ‘Agrarpolitische Konzept 2025’ des Hamburger Senats klar fest, dass die Hamburger Landwirtschaft gentechnikfrei bleiben und auch neue Züchtungstechniken den Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen des Gentechnik-Rechts unterliegen sollen.“

BUND zeigte sich „entsetzt“ über den Vorschlag der Grünen-Senatorin Fegebank

Es sei zwar „absolut richtig, wenn die Politik die Frage stellt, wie die Ernährungssicherheit künftig gewährleistet werden kann“, so die BUND-Chefin. „Doch nicht genverändernde Technologie sollte nun die Antwort sein, sondern regional angepasstes Saatgut und Landwirtschaft mit Agroforsten sowie bewährte Züchtungen für anpassungsfähige und dürre-resistente Sorten. Wir fordern den Senat daher auf, sein Bekenntnis für den gentechnikfreien Landbau in Hamburg jetzt zu erneuern“

Zuletzt hatte auch die Grünen-Bundestagsfraktion bekräftigt, sie setze weiter auf eine „strenge Regulierung alter und neuer gentechnischer Verfahren“. Fegebank geht mit ihrem Plädoyer daher in Konfrontation zu großen Teilen der Partei.

„Die Anwendung neuer Gentechnik in der Pflanzenzucht und ökologischer Landbau widersprechen sich nicht, beides muss weiter möglich sein“, hatte Fegebank gesagt. „Wir müssen die verhärteten Fronten auflösen und jetzt gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft kämpfen.“

Gentechnik: Es geht auch um den Wissenschaftsstandort Deutschland

Zudem gehe es auch um den Wissenschaftsstandort Deutschland, so Fegebank. „Wenn wir die Forschung nicht zulassen und unterstützen, haben wir ein weiteres Feld, auf dem Europa und Deutschland perspektivisch abgehängt sein werden.“