Vor dem Spatenstich steht bereits fest, dass der Neubau der HafenCity-Universität zu klein ist. Uni-Leitung und Behörde streiten deshalb.

Hamburg. Es ist ein offenes Geheimnis, das sich nun bestätigt: Noch vor dem ersten Spatenstich für den millionenschweren Bau der HafenCity-Universität (HCU) steht offenbar fest, dass der Neubau für die geplante Nutzung mit rund 2000 Studierenden zu klein sein wird.

Nach Abendblatt-Informationen müssten "etliche Mitarbeiter in einem nahen Standort außerhalb des Neubaus" untergebracht werden. Dieser Standort werde derzeit noch gesucht. Die Professoren der HCU wurden demnach aus HCU-Spitzenkreisen aufgerufen, Vorschläge zu erarbeiten, welche Arbeitsgebiete ausgelagert werden könnten. Menschen sollten vor "Funktionsräumen und Lagerstätten" Vorrang haben, damit im Neubau alle Disziplinen zusammenwachsen können, hieß es. Schließlich sei die "räumliche Zersplitterung" (die HCU ist momentan auf den Campus City Nord und weitere Standorte verteilt) ein "wesentliches Hindernis" dafür.

+++ "HafenCity-Uni in den Harburger Binnenhafen" +++

Auch wenn der letzte Satz ein Plädoyer dafür ist, die neue HCU dennoch zu bauen: Die Serie von Pannen spricht für sich. Nach der Kostensteigerung von zunächst 37 Millionen Euro, die Ex-Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) genannt hatte, auf mittlerweile 66 Millionen - plus 19,7 Millionen für das Grundstück - wurde bereits vor einem Jahr Kritik laut, das Gebäude sei zu klein. SPD-Politiker Philipp-Sebastian Kühn wies auf die räumliche Diskrepanz zwischen den derzeitigen und den geplanten Flächen hin - und bekam widersprüchliche Antworten: Ein "adäquaterer Zuschnitt" und "Kombi-Büros" sollen von mehreren Mitarbeitern genutzt werden, hieß es aus der Wissenschaftsbehörde.

Nun stellt sich der Fall noch anders da: Laut Wissenschaftsbehörde habe die HCU unter anderem durch Einnahmen aus Studiengebühren zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, die über die 220 Mitarbeiter hinausgehen, die zur Gründung vereinbart wurden. "Nach diesen Vorgaben wurde der Neubau jedoch konzipiert", sagte ein Sprecher. Die HCU sei kürzlich aufgefordert worden, eine Personalplanung vorzulegen. "Wir reden erst über Personalfragen, dann über Raumbedarfe". Das "Raum- und Funktionsprogramm" sei zudem auf 1500 Studierende - und damit weniger als derzeit - ausgerichtet.

Das HCU-Präsidium konterte: Bereits im Jahr 2006 sei während der Ausschreibung für den Neubau ein mögliches Wachstum von Kapazitäten vorhergesehen worden, was nun eingetreten sei: "Es ist der HCU gelungen, ihren wissenschaftlichen Bereich durch Akquise von Drittmittelforschung auszubauen, was zu einer Aufstockung wissenschaftlichen Personals geführt hat", hieß es auf Anfrage.

SPD-Politiker Kühn sieht sich bestätigt: "Es wurde immer hartnäckig dementiert, dass Flächen fehlen". Nun müsse Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) auf die Wahrheit eingehen und die Sinnfrage stellen: "Ist der Neubau angesichts der Haushaltslage vertretbar?", fragt Kühn. Zumal während des Baus mit weiteren Kosten zu rechnen sei - Hafengelände gilt als schwierig. Zudem sei "nicht zu rechtfertigen", dass für die Uni Hamburg mit 35.000 Studierenden im Verhältnis weniger Mittel geflossen seien.

Wie intensiv die Platzfrage auch an der HCU diskutiert wird, äußerte sich in einem Maulkorb-Erlass des ehemaligen Präsidenten Steven Spier: Spier trat "aus persönlichen Gründen" zurück.