CDU wirft der SPD „ideologische Politik vor“. Bürger befürchten Großbaustellen und mehr Lärm in Alster-Nebenstraßen

Hamburg. Die Ankündigung des Hamburger Senats, künftig dem Radverkehr auf vielen Straßen rund um die Alster Vorrang vor den Autofahrern zu gewähren, hat teils heftigen Protest bei Hamburgern ausgelöst. „Wieder neue Großbaustellen und Millionenaufwand für Radfahrer gegen Autofahrer“, beklagen sich Bürger in Leserbriefen. Die bisherigen Radwege an der Alster würden doch völlig ausreichen.

Nach den Senatsplänen sind entlang der Alster auch mehrere reine Fahrradstraßen auf insgesamt 4,5 Kilometer Länge geplant: Hier sollen nur noch Anlieger ihr Auto benutzen dürfen. Bürger befürchten eine Verlagerung des Verkehrs in die Nebenstraßen. Andere sehen eine Parkplatznot voraus. „Wo soll man denn künftig das Auto abstellen, wenn man zur Alster möchte?“

Die oppositionelle CDU stellt sich an die Seite der Kritiker. Klaus-Peter Hesse, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter und Verkehrsexperte seiner Partei, spricht von einer „ideologischen und autoverachtenden Politik“ der regierenden SPD. Hesse: „Ich dachte eigentlich, dass die Zeiten vorbei wären, als Autofahrer durch Verkehrsschikanen in Busse und Bahnen getrieben werden sollten.“ Dies geschehe durch die geplanten Fahrradstraßen ebenso wie durch die neuen Gebühren auf Park-and-ride-Parkplätzen.

Der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Till Steffen bezeichnet die Bürgerproteste hingegen als „letztes Rückzugsgefecht der reinen Autofahrer“. Heute sei das Auto in einer Großstadt lediglich ein Verkehrsmittel neben anderen und verliere zunehmend an Bedeutung. So besäßen mittlerweile in Hamburg fast die Hälfte der Haushalte (47,4 Prozent) gar kein Auto mehr. Noch 2003 lag diese Zahl laut Kraftfahrtbundesamt bei 39 Prozent. Eine Entwicklung, wie sie in allen deutschen Großstädten registriert wird.

Tatsächlich nimmt der Pkw-Verkehr in der Hamburger Innenstadt seit einigen Jahren ab. Laut Mobilitätskonzept geht die Stadt von einem Rückgang um rund sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren aus. An den meisten der 38 Fahrrad-Zählstationen wird gleichzeitig eine deutliche Zunahme des Radverkehrs beobachtet. Auf den Alsterstraßen wie Harvestehuder Weg oder Schöne Aussicht werden bei Messungen inzwischen sogar mehr Radler als Autos registriert.

Der Hamburger ADAC befürwortet die Fahrradstraßenpläne. Eine Förderung des Radverkehrs sei auch im Interesse der Autofahrer, hieß es. ADAC-Sprecher Christian Hieff sagte: „Wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, gibt es weniger Autos auf den Straßen, und entsprechend entspannter ist die Verkehrslage.“