„Der Vergleich fällt eindeutig für die Stadtbahn aus“, sagte CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich. Hauptkritikpunkte sind die unklare Finanzierung und der lange Zeitraum bis zur Fertigstellung.

Altstadt. Alle vier Oppositionsfraktionen haben die vom SPD-Senat vorgelegten Pläne für eine Linie U 5 kritisiert. Hauptkritikpunkte waren die unklare Finanzierung und der lange Zeitraum bis zur Fertigstellung. „Der Vergleich fällt eindeutig für die Stadtbahn aus“, sagte CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich. „Während das Streckennetz der Stadtbahn fast dreimal so lang ist und damit deutlich mehr Hamburger erreicht als die U-Bahn-Pläne, liegen die Kosten der kürzeren U-Bahn um fast eine Milliarde Euro höher. Und während die erste Stadtbahn schon zum Ende der nächsten Legislaturperiode fährt, soll der jahrelange U-Bahn-Bau nach Vorstellung der SPD erst in der übernächsten Wahlperiode starten.“

Handelskammer hält Pläne für „wichtigen Beitrag zur Mobilität“

Jedem vernünftigen Hamburger müsse klar sein, „dass eine U-Bahn, die später kommt, weniger bringt und obendrein teurer ist, Illusion bleibt und keine Chance auf Realisierung hat“, sagte Wersich. CDU-Verkehrspolitiker Klaus-Peter Hesse monierte, die Strecke führe „durch Bereiche, die bereits bestens angebunden sind und vernachlässigt viele Bereiche der Stadt mit Wachstumspotenzial und schlechterer Anbindung“. Die Großbaustellen bei den Stationen und den Notausstiegen würden die Innenstadt „verkehrlich lahmlegen“. Es erschließe sich auch nicht, warum „zurzeit die Metrobuslinie 5 für viele Millionen Euro ausgebaut wird, um anschließend die gleiche Straße wieder für die U-Bahn aufzureißen“.

Die Grünen sprachen von einer „unterirdischen Verkehrspolitik“. Eine U-Bahn koste pro Kilometer bis zu fünfmal so viel wie eine Stadtbahn, sagte Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan. „Hamburg braucht Investitionen in einen attraktiven Nahverkehr, aber für den Preis einer neuen U-Bahn könnte Hamburg eine ganzes Stadtbahn-Netz bekommen und die S4 und die S21 ins Umland noch obendrauf. Kosten und Nutzen stehen beim Plan des Senats in einem miserablen Verhältnis.“

Grünen-Verkehrspolitiker Till Steffen sagte: „Jetzt ist der Metrobus 5 voll, jetzt warten die Menschen in Lurup, Osdorf, Steilshoop und Bramfeld auf eine attraktive Nahverkehrsanbindung, jetzt ist der Busverkehr in Harburg und Wilhelmsburg am Rande seiner Kräfte. Diese Probleme kann die Stadt nicht immer weiter vor sich herschieben. Aber genau das macht der Senat, wenn er die U-Bahn verspricht.“

FDP-Verkehrspolitiker Wieland Schinnenburg sagte, es sei zwar „grundsätzlich gut“, wenn der Senat „endlich Zukunftsprojekte für den ÖPNV in Hamburg vorlegt, die über das unsinnige ‚Busbeschleunigungsprogramm‘ hinausgehen“. „Die vorgestellten ersten Planungen für eine neue U-Bahn-Linie 5 quer durch Hamburg erscheinen uns aber wenig stimmig: Kosten und Planungs- wie Bauzeiten wären offenbar immens, um diese neue Linie von West nach Ost durch die ganze Stadt zu führen. Eine Erweiterung vorhandener Hochbahnstrecken über Ausfädelungen könnte schneller und kostengünstiger zu realisieren sein, um Stadtteile wie Steilshoop oder Jenfeld an das Netz anzubinden.“

Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann bezeichnete das vorgelegte Konzept als „Planungen von Planungen von Planungen“. Konkrete Aussagen gebe es nirgends – „nicht beim Streckenverlauf, nicht bei den Kosten, nicht bei den Zeitplänen“, so Sudmann. „Das soll alles nach der Bürgerschaftswahl passieren. Wer’s glaubt, wird selig. Schlecht für die SPD ist nur, dass die Menschen in Bramfeld, Steilshoop, Lurup und Osdorf diesen Trick schon kennen.“

Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz bezeichnete die Pläne als „wichtigen Beitrag für die Mobilität in Hamburg“. Er appellierte aber an den Senat, „die U-Bahn dort, wo es der Straßenraum zulässt, ebenerdig zu führen“. Gerade auf der Bustrasse der Linie 5 könne die U-Bahn „teilweise gut oberirdisch fahren und Hamburg mehrere hundert Millionen Investitionen ersparen“. Die Kammer hatte kürzlich das Konzept einer Metrobahn vorgestellt, die teils ober-, teils unterirdisch fahren soll.