Hamburger Delegation fand den Weg zum Forschungszentrum nicht - bis der Chef der Wasserschutzpolizei eine Eskorte organisierte. Heise ist zu Hause für die Sicherheit im Hamburger Hafen zuständig.

São Paulo/Montevideo. Verloren, mitten in São Paulo. Auf dem Weg zum Besuch eines Forschungszentrums hat sich der Bus der Hamburger Delegation heillos verfahren. Mehr als eine Stunde kurvten die Hamburger planlos durch die 20-Millionen-Metropole. Bürgermeister Olaf Scholz war längst im Wagen des Konsulats entschwunden. Irgendwann fiel Protokollchefin Juliane Scholz-Foth auf, dass man immer wieder an denselben Ecken vorbeikam. Der Vertreter des deutschen Konsulats aber zuckte nur hilflos mit den Achseln.

Das war der Moment für den großen Auftritt des Chefs der Hamburger Wasserschutzpolizei: Frank-Martin Heise übernahm das Kommando und wies den Busfahrer an, bei der nächsten Polizeistation zu halten. Dort zückte Heise seine Polizeimarke und bat die brasilianischen Kollegen um Hilfe. Und siehe da, sofort bekamen die Hamburger einen Streifenwagen als Eskorte gestellt, der den Bus schnell und sicher zum ITA-Forschungszentrum brachte.

Heise ist zu Hause für die Sicherheit im Hamburger Hafen zuständig - und die beginnt eben nicht erst kurz nach Wedel, sondern in Übersee. Deshalb ist er dieser Tage mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in Brasilien, Uruguay und Argentinien unterwegs und trifft sich in den Häfen von Santos, Montevideo und Buenos Aires mit den Chefs der Sicherheitsbehörden.

"Wenn ein Container hier den Hafen Richtung Hamburg verlässt, dann wird er ja auf der gesamten Reise nicht mehr angefasst", sagt Heise. "Wenn also hier etwas schiefläuft, kann sich die Gefahr in Hamburg realisieren." Soll heißen: Die Hamburger Wasserschutzpolizei hat großes Interesse an hohen Sicherheitsstandards in den Ausgangshäfen. Dabei wolle man "voneinander lernen", so Heise. Vorbild sei die Zusammenarbeit Hamburgs mit Shanghai, die so weit gehe, dass man demnächst Personal austauschen wolle, um gemeinsame Sicherheitsstandards zu entwickeln.

Heise geht es bei seinen Gesprächen in erster Linie um den Transport von gefährlichen Gütern. "Jedes Containerschiff hat Hunderte von Gefahrgutcontainern geladen, da kann richtig was in die Hose gehen, wie man bei der ,MSC Flaminia' gesehen hat", sagt er. Zentral seien aber auch die Themen "maritimer Umweltschutz und natürlich die Terrorabwehr". Klassische Kriminalität, etwa Drogenschmuggel, spielten nur eine Nebenrolle.

Ganz einfach gestaltet sich das Vorhaben des Hamburgers bisher allerdings nicht. "Ich habe bei den Gesprächen in Santos gelernt, dass hier sechs Behörden das tun, was bei uns die Wasserschutzpolizei aus einer Hand erledigt", so Heise. Das mache die Sache nicht einfacher. Dennoch ist der Hamburger Wasserschutzpolizist optimistisch, dass man "gemeinsam zu einer verbesserten Sicherheitslage für alle Beteiligten kommen kann".

Olaf Scholz hat derweil am Mittwoch gleich drei hochrangige Gesprächspartner getroffen. Am Vormittag kam er mit dem Bürgermeister von São Paulo, Fernando Haddad, zusammen. Danach flogen Scholz und seine Begleiter nach Montevideo, wo ein Treffen mit der Bürgermeisterin der 1,3-Millionen-Einwohner-Stadt, Ana Olivera, auf dem Programm stand. Am späten Nachmittag (Ortszeit) empfing der für seine Bescheidenheit bekannte uruguayische Präsident José Mujica den Hamburger Senatschef. Der frühere Untergrundkämpfer, der während der Militärdiktatur im Gefängnis saß, mit Vorliebe Strickjacke und niemals Krawatte trägt, fährt als "Staatskarosse" einen Opel Corsa und spendet angeblich 90 Prozent seines Gehalts. Einen Bericht über das Treffen lesen Sie am kommenden Freitag im Hamburger Abendblatt.