Im neuen Haus der Projekte auf der Veddel können Jugendliche unter fachkundiger Anleitung Boote restaurieren und neu bauen.

Hamburg. Es dürfte eines der spannendsten Jugendzentren Hamburgs werden - das Haus der Projekte auf der Veddel, auch die Mügge genannt. Auf Pfählen steht es am Müggenburger Zollhafen als eines der wenigen Bauwerke der Stadt vor dem Deich. Wie bei einer traditionellen Werft ragt sein vorderer Teil über das Wasser. Aus silbrigem Stahlblech und Beton gebaut passt das Gebäude hervorragend zu den Industriebauten in der Nachbarschaft.

Am Mittwoch wird die offizielle Eröffnung gefeiert, noch aber wird drinnen ordentlich gearbeitet - den Innenausbau haben nämlich Jugendliche von der Veddel und aus Wilhelmsburg übernommen. Unterstützt werden sie dabei von den Mitgliedern des Vereins Get the Kick. Diese bringen sowohl sozialpädagogische als auch handwerkliche Fähigkeiten mit, sodass die Jugendlichen neben dem Spaß am gemeinsamen Arbeiten auch Fachwissen erwerben.

Initiator des Projekts ist "Get the Kick"-Vorstand Jürgen Hensen. Er hatte 2006 am gegenüberliegenden Ufer die Pontonanlage "Elbstromer" eröffnet, wo Jugendliche aus dem Stadtteil durch Segel- und Paddelunterricht Zugang zum Wasser bekommen. Parallel dazu entstand die Idee, auf der Nordseite des Zollhafens eine Werft zu bauen. Hier sollten die Jugendlichen lernen, Boote zu reparieren und zu bauen. Umsetzen konnte Hensen seine Vision letztendlich, weil die Internationale Bauausstellung IBA Interesse daran zeigte und er dadurch auch Unterstützung von Bezirk und Stadtentwicklungsbehörde bekam. "Ein Glücksfall in meinem Berufsleben", sagt Hensen. Er sei "mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort" gewesen.

Obwohl noch nicht ganz fertig, hat das Haus der Projekte seine pädagogische Arbeit bereits aufgenommen. In Kooperation mit der Stadtteilschule Wilhelmsburg etwa entstand das Profil "Lernen am Wasser". Es umfasst vier Arbeitsbereiche: Bootsbau (Bau einer norwegischen Fjordjolle), Treckersanierung (Restaurierung eines alten Porsche-Traktors), Medienkompetenz (Dokumentation der Arbeitsfortschritte) und Wassersport (segeln und paddeln lernen). Etwa 20 Achtklässler haben das Profil gewählt. Drei Jahre lang werden sie einmal pro Woche in die Mügge kommen.

Die Arbeiten an Trecker und Fjordjolle finden in der großen Werkhalle im Erdgeschoss statt. Unter der gut sieben Meter hohen Decke hängt ein Kran. Öffnet man das mächtige Rolltor, kann er an zwei sogenannten Laufkatzen nach draußen gefahren werden auf eine Plattform über dem Wasser. "Bei entsprechend hohem Wasserstand können wir bis zu fünf Tonnen schwere Boote aus dem Wasser holen", sagt Hensen, der in der Mügge auch ein Winterlager für Boote anbieten will. Sollten Instandsetzungsarbeiten wie ein neuer Anstrich oder kleine Reparaturarbeiten fällig sein, könnten auch diese von Schülern ausgeführt werden. "Eine eigene Tischlerei wird noch eingerichtet", sagt Hensen. Sie soll als Ausbildungsbetrieb geführt werden.

Dann geht es über eine Außentreppe in die obere Etage. Hier gibt es zwei Büros, einen großen Schulungsraum und den offenen Koch- und Essbereich. Mit verglaster Front und angeschlossener Terrasse bietet er einen schönen Blick über den Müggenburger Zollhafen und die historischen Backsteinhäuser am anderen Ufer. Dieser Teil der Mügge wird nicht nur den Jugendlichen des Stadtteils zur Verfügung stehen. "Wir werden die Räumlichkeiten für Firmen- oder Geburtstagsfeiern vermieten", sagt Hensen. Auch das Catering könne man übernehmen.

Weiter geht es ins Dachgeschoss. Hensen weist auf eine Luke im Boden, die in die Werkhalle führt. "Für einen Flaschenzug, mit dem wir schwere Lasten heraufziehen können", sagt er. Eine Musikanlage etwa, Fitnessgeräte oder Arbeitstische - denn hier sollen ein Tonstudio, eine "Muckibude" und eine Filmwerkstatt entstehen. "Wir wollen hier alle im Stadtteil bestehenden Angebote in der Bereichen Sport, Kultur und Integration vereinen und erweitern", sagt Hensen. Die Mügge solle ein Ort der Aus- und Weiterbildung für die Jugendlichen der Elbinsel werden. Diese würden mit lang- sowie kurzfristigen Projekten gezielt gefördert und qualifiziert.

1,5 Millionen Euro kostet das Haus der Projekte. Teuer geworden ist es durch die Pfahlgründung, bei der 25 Stahlbetonpfähle zwölf bis 15 Meter tief in den Boden gerammt werden mussten, und durch die Erfüllung der sogenannten IBA-Exzellenzkriterien bezüglich Klima- und Umweltschutz. Neben IBA, Bezirk und Behörde beteiligten sich auch ortsansässige Sponsoren an der Umsetzung, darunter die Saga GWG, Aurubis und der Baustoffhersteller Holcim. "Die haben nicht nur Beton gespendet", sagt Hensen, "sondern auch an acht Freitagen mit 40 Mitarbeitern beim Innenausbau geholfen."