Wandsbeker Parteichef Schira zögert noch. Ex-Senatorin tritt als einzige Frau an. Mehrere Aspiranten in der Union halten sich noch bedeckt.

Hamburg. Der CDU-Landesvorsitzende Marcus Weinberg ist ein freundlicher Mensch, der über vieles gerne spricht. Nur bei einem Thema ist er derzeit sehr schweigsam: der Kandidatenfindung seiner Partei für die Bundestagswahl 2013. Während bei der konkurrierenden SPD wenigstens die Bewerberlage für die Direktkandidaturen in den sechs Wahlkreisen geklärt ist, halten sich mehrere Aspiranten in der Union noch bedeckt.

In den ersten zwei Monaten des kommenden Jahres wollen die Christdemokraten entscheiden, wen sie ins Rennen schicken. Das hat der Landesvorstand beschlossen. Doch die Gespräche darüber, wer wo an den Start geht, laufen seit Wochen intensiv hinter den Kulissen und gehen jetzt in die entscheidende Phase. Eines ist sicher: Eine Schlüsselrolle wird der frühere Landes- und Fraktionsvorsitzende Frank Schira spielen. Schira ist derzeit Erster Vizepräsident der Bürgerschaft, aber vor allem mächtiger Vorsitzender des größten CDU-Kreisverbands Wandsbek.

Es gilt parteiintern als sehr wahrscheinlich, dass Schira in seinem Wahlkreis für den Bundestag kandidieren will. Nur gesagt hat der Wandsbeker das noch nicht. Es gibt ein Problem: Der derzeitige Wandsbeker CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke will erneut antreten. Klimke ist einer der wenigen, die das öffentlich auch klar gesagt haben. Was manche Wandsbeker Klimke übel nehmen: Er hat seinen Schritt vorher mit seinen Parteifreunden nicht abgesprochen. So etwas kommt in keiner Partei gut an.

Schira weiß das. Und deswegen hat der Kreischef Klimke auch schon gesagt, dass er ihn vorab informieren werde, wenn er sich zur Gegenkandidatur entschieden hat. Eigentlich müsste Schira das Rennen klar für sich entscheiden, da er über die größere Hausmacht verfügt und im mächtigen Rahlstedter CDU-Vorsitzenden Karl-Heinz Warnholz einen treuen Verbündeten hat. Aber: Schiras Heimat-Ortsverband Alstertal gehört nicht zum Bundestags-Wahlkreis Wandsbek, sondern zu Nord.

Genau diese Besonderheit führt dazu, dass Schira eben auch bei der Kandidatenaufstellung in Hamburg-Nord ein Wörtchen mitzureden hat. Rund ein Drittel der Delegierten, die den Kandidaten bestimmen, kommen aus Wandsbek. Nach den massiven Turbulenzen in der CDU Nord und dem Verzicht von Altbürgermeister Christoph Ahlhaus auf eine Bundestagskandidatur, hatte Dirk Fischer erklärt, er wolle noch einmal antreten. Fischer sitzt bereits seit 1980 im Bundestag, auch deswegen ist eine Mandatsverlängerung in der Union durchaus umstritten. "Fischers Kandidatur ist kein Selbstläufer. Die Sache ist noch nicht entscheiden", sagt ein Christdemokrat aus dem engeren Führungszirkel. Bei allen Verdiensten um seinen Wahlkreis und als Verkehrsexperte im Bundestag stehe der 68-Jährige nicht für einen Aufbruch.

Für Fischer spricht andererseits, dass sich bislang noch kein Gegenkandidat gefunden hat. Der Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse, der als ein möglicher Bewerber gilt, hat sich noch nicht entschieden.

Nach Abendblatt-Informationen will die frühere Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach im Wahlkreis Bergedorf/Harburg kandidieren. Das ist insofern überraschend, als Gundelach CDU-Kreischefin in Mitte ist. Allerdings wohnt die Ex-Senatorin in Wilhelmsburg, was zwar im Bezirk Mitte liegt, aber zum Bundestags-Wahlkreis Harburg/Bergedorf gehört. Offen ist, ob Gundelach noch einen Gegenkandidaten bekommt. Unumstritten sind dagegen die erneuten Bewerbungen von Weinberg im Wahlkreis Altona sowie von Rüdiger Kruse in Eimsbüttel.

Während es gute Praxis ist, dass die Kreisverbände ihre Direktkandidaten selbstständig nominieren, wartet auf Parteichef Weinberg bei der Landesliste eine große Moderationsaufgabe. Für die Union hat die Liste eine große Bedeutung, weil die Partei in keinem Wahlkreis sicher davon ausgehen kann, dass sich ihr Kandidat direkt durchsetzt.

Klar ist, dass Weinberg und der in der Partei hoch anerkannte Kruse die ersten beiden Plätze für sich beanspruchen werden. Dann gibt es eine Strömung in der Partei, die der Ansicht ist, dass eine Frau unbedingt auf einen der sicheren Listenplätze muss, am besten auf Platz drei. Nach jetzigem Stand ist Gundelach die einzige Frau. Sollte sich Schira als Direktkandidat in Wandsbek durchsetzen, wird er sich als Vertreter des größten Kreisverbands kaum mit Platz vier zufriedengeben, der gefährdet ist, wenn es sehr schlecht läuft für die CDU. Jürgen Klimke war 2009 auf Platz zwei abgesichert.

Und dann ist da auch noch Urgestein Dirk Fischer (oder ein anderer Kandidat), der den zweitgrößten Kreisverband Nord vertritt. Angesichts dieser Gemengelage ist es nachvollziehbar, dass Weinberg zum Thema Bundestagskandidaturen lieber schweigt.