Neubau für 1400 Studierende kostet fast 65 Millionen Euro, ist aber im Zeitplan. Auch studentisches Leben soll dann die HafenCity erobern.

HafenCity. Für Walter Pelka ist es bereits zum Ritual geworden, einmal in der Woche seinen weißen Helm aufzusetzen und die Fortschritte auf seiner Baustelle zu begutachten. "Streng genommen bin ich ja gar nicht Bauherr, sondern werde nur Nutzer sein", sagt der Ingenieur. Pelka genießt es sichtlich, seinen Besuchern den Rohbau des neuen Gebäudes der HafenCity-Universität (HCU) an der Überseeallee zu erklären.

Dort, wo derzeit noch nackte Betonwände sind, aus denen Stahlträger ragen, Pfützen auf dem Boden stehen und Eisenpfähle die Decken stützen, sieht Pelka bereits die gläserne Fassaden, die modernen Vorlesungssäle vor sich. Gleiches gilt für die dreistöckige Bibliothek und die großzügige Mensa mit Blick auf den Baakenhafen und die Elbbrücken. Er ist stolz, am Donnerstag gemeinsam mit der Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) Richtfest feiern zu können.

"Unser angestrebtes Ziel ist es, zum Wintersemester 2013 ins neue Gebäude eingezogen zu sein", erklärt der Präsident der HCU. "Wir sind perfekt im Zeitplan. Zwar hätte man ein Gebäude mit dem gleichen Volumen in der Hälfte der Zeit bauen können, jedoch ist dieses Bauwerk sehr kompliziert", sagt der Bauexperte und lächelt. "Keine einzige Wand bei uns ist rechtwinklig." Dass die neue Heimat einer Universität, die den Zusatz "für Baukunst und Metropolenentwicklung" trägt, in keinem schlichten Gebäude untergebracht ist, erscheint selbstverständlich.

Je nachdem, ob die Innenausstattung mit eingerechnet wird oder nicht, wird der Bau zwischen 62 und 65 Millionen Euro kosten. Auf der Nordseite wird das moderne Gebäude fünf Stockwerke hoch sein, im Süden sind es vier. Beide sind mit einem gläsernen Durchgang, der wie eine Art Atrium wirkt, verbunden. Insgesamt stehen für Seminarräume, Vorlesungssäle, Studios und Ateliers, Bibliothek und Mensa 14 000 Quadratmeter zur Verfügung.

Lediglich 16 Quadratmeter davon wird das Büro des Präsidenten einnehmen. Pelka hat großen Wert darauf gelegt, seinen Bereich direkt neben den Büros der Professoren zu platzieren. "Kurze Dienstwege sind wichtig, und zudem definiere ich mich als Präsident nicht über die Größe meines Büros", sagt er. Zudem sollte man den Ort, an dem der Ausblick am schönsten ist, für repräsentative Veranstaltungen und Konferenzen nutzen. Von dem großen Besprechungsraum im obersten Stockwerk können Besucher an der Elbphilharmonie vorbei, direkt in den Hamburger Hafen schauen.

Der einzige Wermutstropfen: Der Platz im neuen Gebäude wird nicht ausreichend sein, um genügend Arbeitsplätze für die rund 1400 Studierenden zu schaffen. Doch auch dafür hat der Präsident bereits eine Lösung parat. Im Güterschuppen drei/vier im Oberhafen sollen nach seinen Vorstellungen vier Studios mit 1600 Quadratmeter entstehen, in denen die Studierenden ihre Modelle bauen können. Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity Hamburg GmbH, hat bereits Interesse bekundet. Die Finanzierung hofft Präsident Pelka mithilfe von Förderern zu ermöglichen. Rund 800 000 Euro sind dafür nötig. Das Konzept für die Räume am Oberhafen will Pelka von Studierenden entwickeln lassen - im Oktober soll das Projekt ausgeschrieben werden.

Grundsätzlich ist der Präsident davon überzeugt, dass die HafenCity in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Hochschulstandort werden könnte. Mit der Kühne Logistic School, der Medical School und der Frankfurt School of Finance & Management werden in Zukunft rund 3000 Studierende die HafenCity bevölkern. "Und deshalb wünsche ich mir, dass wir das studentische Leben hier fördern", sagt Walter Pelka. "Was haben wir davon, wenn die jungen Menschen um 18 Uhr ihren Laptop hier zuklappen und wieder nach Eimsbüttel verschwinden?" Doch dies ist nur eines der drei Dinge, die sich Pelka für die Zukunft erhofft.

Als realisierbar schätzt er den Wunsch ein, direkt an der Kaimauer vor der Mensa einen Anleger für die Fährschiffe zu bekommen. "Das wäre dann die direkte Anbindung zu den beiden Haltestellen der U 4", so der Präsident. "Und dann", sagt Pelka und schwelgt in Gedanken, "dann wäre es schön, wenn wir ein Gründach haben könnten." Dafür wären rund 40 000 Euro nötig - also recht unrealistisch, meint der Präsident. Die Hoffnung, einen Geldgeber zu finden, hat er jedoch noch nicht aufgegeben.