FDP-Anfrage enthüllt: Die Hamburger Verkehrsbehörde führt keine Statistik. Erstmals seit 2008 sollen im Herbst alle vier Röhren geöffnet werden.

Hamburg. Der Elbtunnel ist nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit als Nadelöhr bekannt - Stillstand ist für viele Autofahrer eher die Regel als die Ausnahme. Die Frage, warum das so ist und wie es sich vermeiden ließe, beschäftigt etliche Experten - vom ADAC über Wissenschaftler bis hin zu Psychologen. Dennoch hat der Hamburger Senat keine Informationen über Staus in und vor den rund drei Kilometer langen Röhren.

Auf die schriftliche Kleine Anfrage des FDP-Verkehrsexperten Wieland Schinnenburg, wie oft, auf welcher Länge und zu welcher Zeit es 2012 Staus vor dem Elbtunnel gegeben habe, antwortet die Verkehrsbehörde jedenfalls in bestem Amtsdeutsch: "Eine sich dynamisch verändernde Verkehrssituation (,Stau') lässt sich durch Erfassung und Speicherung statischer Daten (Datum, Länge, Dauer) nicht sinnvoll beschreiben. Entsprechende Statistiken werden daher nicht geführt."

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Ferner wird auf eine frühere Anfrage verwiesen, aus der hervorgeht, dass die Verkehrsdichte auf der A 7 im Bereich Elbtunnel sehr wohl gemessen wird ("innerhalb von Verkehrsbeeinflussungsanlagen über Messquerschnitte der einzelnen Fahrspuren"), aber eben nicht der Stillstand erfasst wird. Aus Sicht von Schinnenburg ist das ein Unding: "Jeder weiß, dass es fast täglich vor dem Elbtunnel lange Staus gibt. Nur die Verkehrsbehörde interessiert das offenbar nicht. Wer nicht einmal weiß, wann sich Staus aufbauen, kann natürlich auch nicht effektiv gegen sie vorgehen."

Immerhin gibt der Senat Auskunft über das Verkehrsaufkommen im Tunnel. Demnach ist die Zahl der Kraftfahrzeuge, die das Bauwerk täglich passieren, von 64 000 (1976) auf 111 000 (2010) gestiegen, an Werktagen sogar auf 119 000. Davon sind mittlerweile 22 200 oder knapp 19 Prozent dem "Schwerverkehr" zuzurechnen, also Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. 1985, im ersten Jahr der getrennten Erfassung des Lkw-Verkehrs, lag dessen Anteil noch bei 14 Prozent.

Wie der Senat ferner mitteilt, stehen für Wartungs- und Renovierungsarbeiten am Elbtunnel 53 Mitarbeiter zur Verfügung, die im "durchgehenden Wechselschichtdienst" tätig sind. Planbare Instandsetzungen und Wartungsarbeiten würden "generell in den Nachtstunden ausgeführt", bei Bedarf werde auch an Feiertagen und Wochenenden gearbeitet.

Das trägt dazu bei, dass die Bauarbeiten in den drei alten Röhren bald beendet sind und "ab Herbst", so der Senat, alle vier Tunnelröhren frei sein werden - erstmals seit 2008.