Den Greueltaten von SS-Arzt Kurt Heißmeyer soll heute gedacht werden. Die ehemalige Schule am Ballenhuser Damm dient seit 1980 als Gedenkstätte.

Hamburg. Heute vor 65 Jahren, am 20. April 1945, wurden in der Hamburger Schule am Bullenhuser Damm 20 jüdische Kinder ermordet. Sie stammten aus Polen, Italien, Frankreich, den Niederlanden und Jugoslawien und waren zuvor für medizinische Versuche missbraucht worden. Sie wurden "an Haken wie Bilder an der Wand" gehängt, berichtete der Täter, SS-Unterscharführer Johann Frahm, später im Prozess. Mit einer Feierstunde wird Kultursenatorin Karin von Welck heute an die Opfer erinnern.

Der SS-Arzt Kurt Heißmeyer benutzte die 20 jüdischen Kinder im Hamburger KZ Neuengamme für seine Untersuchungen über Tuberkulose (Tbc). Sie waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt und stammten aus dem KZ Auschwitz. Heißmeyer infizierte sie mit Tbc-Erregern, weil er erforschen wollte, wie die Erreger auf einen "rassisch erschöpften" Körper, wie es in der NS-Ideologie hieß, reagieren. Später wurden ihnen die Lymphdrüsen (Axillardrüsen) aus den Achselhöhlen herausoperiert.

Kurz bevor die britischen Truppen Hamburg erreichten, kam der Befehl aus Berlin, die Kinder zu töten. Damit sollten die Spuren der Experimente beseitigt werden. Die Kinder wurden in die ehemalige Schule im Stadtteil Rothenburgsort gebracht und nach einer Betäubung im Keller erhängt. Mit ihnen starben auch vier Betreuer, zwei französische Mediziner und zwei niederländische Krankenpfleger, sowie 24 sowjetische Kriegsgefangene.

Die Schule war 1944 zur KZ-Außenstelle umgebaut worden. Bereits 1948 wurde das Gebäude wieder als Schule genutzt, 1987 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Erst 1980 wurde es vom Hamburger Senat zur Gedenkstätte erklärt und nach dem polnischen Arzt und Pädagogen Janusz Korczak benannt.

Heißmeyer arbeitete nach dem Krieg als Arzt. Erst 1963 wurde er verhaftet und 1966 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Ein Jahr später starb er an einem Herzinfarkt. SS-Unterscharführer Frahm wurde am 8. Oktober 1946 hingerichtet.