Der Leiter, Prof. Thomasius, sieht Institut “den Bach runtergehen“. Bei einem kleineren Budget müsse er seine besten Köpfe entlassen.

Hamburg. Seit Jahren gilt das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) in Hamburg deutschlandweit als führend in der Suchtprävention. Doch jetzt droht dem international anerkannten Forschungszentrum möglicherweise das Aus. Über fünf Jahre hinweg wurde dem Institut seit 2006 eine Förderung von der Stadt Hamburg in Höhe von 288.000 Euro zugesichert. Nun steht jedoch fest: In den kommenden fünf Jahren wird die Unterstützung stufenweise auf 100.000 Euro heruntergefahren. "Das Zentrum hat sich mithilfe der öffentlichen Finanzierung über fünf Jahre hinweg eine gute Ausgangslage erarbeitet, um seine Forschungsarbeit mit Drittmitteln weiterführen zu können", heißt es seitens der federführenden Wissenschaftsbehörde. Drittmittel sind Gelder von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen, aber auch der EU und des Bundes.

Der Leiter des Instituts, Professor Rainer Thomasius, widerspricht vehement. "Wenn die Gelder auf 100.000 Euro reduziert werden, muss ich meine besten Köpfe entlassen", sagt der Wissenschaftler. Vier "hoch qualifizierte Mitarbeiter" beschäftigt er derzeit, mit einem Budget von 100.000 Euro könne er jedoch nur eine Stelle finanzieren. Die Mitarbeiter seien notwendig, um die erfolgreichen Projekte zu leiten und damit auch die Drittmittel zu bekommen. "Und das muss man ganz klar sehen: Das Institut würde den Bach heruntergehen."

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Die CDU-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft sieht in einer möglichen Schließung des Instituts einen herben Verlust. In einem Antrag, der heute in die Bürgerschaft eingereicht wird, heißt es, man "würde die erfolgreiche Arbeit des DZSKJ nachhaltig zerstören und die bundesweit anerkannte Spitzenstellung in diesem Forschungsgebiet schnell wieder abgeben." Die Fraktion fordert deshalb den Senat dazu auf, sich für einen Erhalt des Instituts einzusetzen und die Grundfinanzierung im bisherigen Umfang sicherzustellen.

Gerade erst im vergangenen Jahr wurde dem Institut bei einer wissenschaftlichen Überprüfung von einem unabhängigen Experten, Professor Franz Resch vom Uniklinikum Heidelberg, bescheinigt, dass es ein "national wegweisendes und international vernetztes Forschungszentrum" sei. Seit der Gründung im Jahr 2006 wurde dem am UKE angesiedelten Institut mit 288 000 Euro pro Jahr eine Grundfinanzierung von der Stadt Hamburg zugesichert. Das UKE trägt Raum-, Sach- plus Personalkosten für den Leiter des DZSKJ und eine Sekretärin in Höhe von insgesamt etwa 340 000 Euro im Jahr. Im vergangenen Jahr konnte das Institut zudem Drittmittel in Höhe von 867.534 Euro einwerben.

Seit Jahren erforscht das DZSKJ die Risiken und Auswirkungen von Suchtgefährdung und Suchtstörung, entwickelt und erprobt frühe Hilfen für Betroffene. Rund 25 Prozent der unter 25-Jährigen gelten als suchtgefährdet. Die Drittmittel stammen überwiegend aus Geldern der Europäischen Union, Bundesministerien, Stiftungen und Vereinen. Das Zentrum wurde als Teil des Senatskonzepts "Drogenfreie Kindheit und Jugend" Anfang 2006 am UKE gegründet. An der jährlichen Grundfinanzierung waren bislang mehrere Fachbehörden (Wissenschaft, Gesundheit, Schule und Soziales) beteiligt.

"Neben den vielen nationalen und internationalen Forschungsprojekten ist das DSZKJ auch ein wichtiger Bestandteil der Suchthilfe in Hamburg", sagt Hjalmar Stemmann, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. "Die Forschungsergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für die Arbeit in der Suchtprävention. Gerade bei Heranwachsenden müssen Suchtprobleme frühzeitig erkannt werden. Die vom Senat geplanten Kürzungen in diesem Bereich sind daher völlig falsch."

Die Wissenschaftsbehörde betont, dass man nicht von einer echten Kürzung sprechen könne. Der erste Fördervertrag sei im Juli 2011 ausgelaufen, im Folgevertrag habe man sich einvernehmlich auf eine Finanzierung mit schrittweiser Senkung geeinigt. Die Suchthilfe sei nicht gefährdet: Das Fachzentrum für Suchtprävention und die Drogenambulanz für Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien - die ebenfalls ein Bestandteil des DZSKJ ist - könnten mit den 100 000 Euro gesichert werden.