Der neue Präsident Martin Willich und Admiral Martin Krebs wollen die Krise im Freundeskreis der Führungsakademie beenden.

Hamburg. Der "Freundeskreis Ausbildung ausländischer Offiziere an der Führungsakademie der Bundeswehr" in Blankenese hat eine ehrenvolle Aufgabe. Seine Mitglieder - hochrangige Militärs, Politiker, Anwälte, Ärzte und Kaufleute der Hansestadt - helfen der Bundeswehr bei der Betreuung ausländischer Gastoffiziere an der Führungsakademie. Sie geben Rat, Lebenshilfe und Geld. Helmut Schmidt ist Ehrenmitglied. Der Freundeskreis versteht sich als diskretes Netzwerk. Zuletzt allerdings ging es in dem Zirkel rustikal zur Sache. Der Ex-Präsident und langjährige Honorarkonsul von Guinea, Lothar Golgert, hatte sich mit den Kommandeuren der Führungsakademie gestritten. Emotionen schlugen hoch. Briefe wurden geschickt - sogar an den Verteidigungsminister. Es ging um Beleidigungen, Vertrauensbruch und verletzte Ehre.

Dann kam heraus, dass die Bundeswehr in Hamburg Offiziere aus Diktaturen ausgebildet hatte. Investigativjournalist Markus Frenzel schrieb in einem Buch von Völkermördern, Folterern und Putschisten.

+++ "Kriminelle in Hamburg ausgebildet" +++

+++ Die Ausbildungsstätte +++

Vor diesem Hintergrund hat der Verein einen neuen Vorstand gewählt: den ehemaligen Studio-Hamburg-Chef und Präsidenten der Bürgerschaft, Martin Willich. Mit dem Vizekommandeur der Führungsakademie, Admiral Martin Krebs, soll er die Wogen glätten. Das Abendblatt hat beide gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Herr Willich, wie groß ist der Schaden nach dem Streit zwischen dem Ex-Präsidenten und den Kommandeuren der Führungsakademie?
Martin Willich: Die Auseinandersetzungen waren sicher nicht erfreulich, da hat es Kränkungen gegeben und es hat sich - wie ich es von außen beobachtet habe - sehr eskalierend entwickelt. Zeitweise drohte richtiger Schaden, aber ich glaube nicht, dass es den geben wird. Die anwesenden 130 Mitglieder haben bei der Wahl sehr einmütig für den neuen Vorstand gestimmt. Das ist ein gutes Zeichen. Wir müssen nach vorne schauen.

Sind Mitglieder ausgetreten?
Martin Krebs: Zum Ende des Jahres sind 40 Mitglieder ausgetreten, aber nicht alle ausschließlich wegen des Streits, da gab es auch andere Gründe. Das ist schade, denn jeder ist einer zu viel.

Willich: Ich habe alle aufgefordert, sich diesen Schritt noch einmal zu überlegen. Es wird auch einen Brief mit dieser Bitte geben. Dem Verein ist ein finanzieller Schaden entstanden. Wir sollten uns nun nicht mehr vorrangig mit uns selbst beschäftigen. Was hier geschieht, die Betreuung und Unterstützung hochrangiger Gastoffiziere, ist eines der besten militärisch-diplomatischen Instrumente der Bundesrepublik.

Was wird aus Ex-Präsident Golgert?
Willich: Er hat seinen Austritt erklärt, ich habe ihn gebeten, sich den Schritt zu überlegen. Er hat große Verdienste um diesen Freundeskreis, den er gegründet und 18 Jahre geführt hat. Bei der Mitgliederversammlung hat der Kommandeur der Führungsakademie, General Achim Lidsba, seine Verdienste angemessen gewürdigt. Er hat die Hand ausgestreckt. Die Bundeswehr ist bereit für den Neuanfang.

Der Streit ist entbrannt, weil ein Mitglied des Freundeskreises Golgert beleidigt haben soll. Gegen seinen Ausschluss prozessiert das Mitglied immer noch. Was wird aus dem Mann?
Willich: Ich habe von mehreren gehört, was er gesagt haben soll. Das war unsäglich. Er ist ausgeschlossen worden, ein Richter hat das aufgehoben, nun ist er wieder ausgeschlossen worden, und er hat dann noch einmal geklagt. Wir haben angemessenes juristisches Know-how im Vorstand. Jetzt warten wir ab, wie die Gerichte entscheiden werden.

Admiral Krebs, Sie hatten angekündigt, wegen möglicher Interessenskonflikte zwischen Führungsakademie und Freundeskreis nicht mehr als Sekretär des Freundeskreises fungieren zu wollen. Warum sind Sie nun wieder Sekretär?
Krebs: Die Führungsakademie und die ausländischen Offiziere sind wesentliche Nutznießer der Leistungen des Freundeskreises. Ich habe auf der Mitgliederversammlung gespürt, dass es gewünscht wird, die Führungsakademie im Vorstand zu halten. Ich war als Sekretär zurückgetreten, weil mir der damalige Präsident das Vertrauen entzogen hatte. Mit dem neuen Präsidenten gibt es wieder ein Vertrauensverhältnis.

Willich: Wirtschaft, Politik, Bundeswehr - sie müssen alle im Freundeskreis dabei sein. Der Freundeskreis braucht die Bundeswehr, ohne sie geht es nicht.

Die Berichterstattung hat auch einen heiklen Aspekt der Ausbildung beleuchtet: Gastoffiziere aus demokratisch fragwürdigen Staaten. Sind solche Offiziere derzeit in Hamburg?
Krebs: Die Auswahl der Offiziere erfolgt durch das Auswärtige Amt in Absprache mit unserem Ressort, dem Verteidigungsministerium. Wir haben derzeit auf dieser Grundlage internationale Lehrgangsteilnehmer aus rund 50 Nationen an der Führungsakademie repräsentiert. Ich kann Ihnen versichern, dass sich der Lehrplan und die Ausbildung eindeutig an den Grundsätzen der Inneren Führung und der Verankerung von Streitkräften in der Demokratie orientieren. Der Primat der Politik wird nicht zuletzt durch die vielen Besuche innerhalb Deutschlands immer wieder praktisch veranschaulicht. Der Freundeskreis trägt durch seine Unterstützung derartiger Fahrten maßgeblich zur Vermittlung eines klaren Werte- und Deutschlandbildes bei.

Willich: Das ist nicht unser Thema. Wir, die Führungsakademie und der Freundeskreis, sind die falschen Adressaten dieser Frage. Welche Offiziere eingeladen werden, beantwortet weder die Führungsakademie noch der Freundeskreis. Das ist eine politische Frage.

Aber die Führungsakademie könnte auf das Verteidigungsministerium einwirken, weil sie Offiziere zweifelhafter Herkunft - etwa aus der Ex-Militärdiktatur Guinea - ausgebildet hat?
Willich: Sie schätzen unsere Möglichkeiten falsch ein. Admiral Krebs ist Soldat, er dient nach politischen Vorgaben.

Krebs: Das, was wir ausbilden, entspricht den modernsten Erkenntnissen der Inneren Führung. Wie das beim Einzelnen wirkt, werden wir erst hinterher feststellen können. Bei mehr als 2100 ausgebildeten ausländischen Offizieren ist es nicht auszuschließen, dass es negative Ausnahmefälle geben kann.

Was plant der Freundeskreis für 2012?
Willich: Wir werden uns weiter um die Ehefrauen und Familien der Gastoffiziere kümmern. Es wird weiter Patenschaften geben und kulturelle Angebote für die Gastoffiziere. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir mit ihnen auch einmal in mein Heimatland Thüringen fahren, um ihnen Weimar zu zeigen.

Krebs: Kontinuität ist gut. Das Rad müssen wir nicht neu erfinden.

Herr Willich, woher kommt eigentlich Ihre Nähe zur Bundeswehr?
Willich: Ich war in den 60er-Jahren Oberleutnant der Bundeswehr bei der ABC-Abwehr. Ich stamme aus Thüringen, und für mich war es damals selbstverständlich, mich freiwillig zu melden, weil dieses Deutschland es wert ist, auch mit der Waffe verteidigt zu werden. Seit dieser Zeit habe ich ein völlig ungebrochenes Verhältnis zu den Soldaten in Hamburg. Und ich war fast von Gründung an immer im Freundeskreis.