Vier Bauwerke wird der Architekten- und Ingenieurverein Hamburg (AIV) am Donnerstag im Altonaer Museum auszeichnen.

Hamburg. Eine geschwungene Stahlbrücke, eine modernisierte Wohnanlage, ein Jugendzentrum und ein Bürohaus in ungewöhnlicher Lage - das sind die vier Bauwerke des Jahres, die der Architekten- und Ingenieurverein Hamburg (AIV) am Donnerstags im Altonaer Museum auszeichnen wird.

Der bereits 1859 gegründete Verein zählt zu den ältesten Standesvertretungen der Baubranche in der Hansestadt und bewertet vor allem das Zusammenwirken von Architektur, Ingenieurleistung und den Bemühungen des Bauherrn, etwas Herausragendes aus einem Projekt zu schaffen. "Ohne den Beitrag von Bauherren und Ingenieuren nützt auch die Gestaltung allein wenig", sagt Mathias Hein, selbst Architekt und Vorstandsmitglied des Vereins.

In diesem Jahr zählt sein Büro Grundmann + Hein selbst zu den Preisträgern. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Grassl/ WTM Engineers hatten die Planer für die Hamburger Hochbahn die neue U-3-Viaduktbrücke Am Binnenhafen entworfen: Die alte, 1912 gebaute Brücke musste zwischen den Haltestellen Rödingsmarkt und Baumwall ersetzt werden. Ihre "gestalterische Wirkung und optische Durchlässigkeit" werte den Platz auf, heißt es in der Laudatio. Hier müssten Architekt und Ingenieur intensiv zusammengearbeitet und "der Auftraggeber auch noch ein Kilo Zusatzstahl übernommen haben, um dem gestalterischen Anspruch gerecht zu werden.

+++ Architektur der Eitelkeiten: Gigantismus oder Nachhaltigkeit? +++

Als weiteres Bauwerk des Jahres 2010 bewertete die AIV-Jury das Bürohaus an der Friedensallee 290, den die gleichnamige Grundstücksgesellschaft, das Büro SEHW Architekten und das Ingenieurbüro Wetzel & von Seht realisiert haben. Der Bahndamm, eine abgesenkte Straße mit Unterführung und eine Altbebauung seien von sich aus schon kein "günstiges Umfeld für eine problemlose Bebauung gewesen", so die Bewertung. Eine komplizierte Grundlage - dennoch schafften es die Planer, dass das Bauwerk nicht nur "besteht, sondern dem optischen Ende der Straße zu einem Glanzpunkt verhilft" und Spaß am Fassadenspiel demonstriere, heißt es in der Laudatio.

Dritter Preisträger dieser seit 1979 jährlich vergebenen Auszeichnung sind die "Treehouses" an der Bebelallee, die das Büro Blauraum Architekten mit dem Ingenieurbüro Dr. Binnewies für die Robert Vogel GmbH konzipiert hat. Ihre Aufgabe war es, eine 50 Jahre alte Wohnanlage aufzustocken, ohne vorhandene alte Bäume zu fällen, und beim Bauen gleichzeitig moderne Wärmedämmstandards zu berücksichtigen.

Auch der Charakter der bisherigen Zeilenstruktur der Gebäude sollte erhalten bleiben. Die Planer konnten mit geschickten Aufstockungen die Wohnfläche letztendlich verdoppeln und gleichzeitig rechnerisch den jährlichen Ausstoß des Klimagases CO2 halbieren. Sie arbeiteten dabei mit Holzfertigteilen und Schindeln aus Zedernholz sowie dänischen Dünnformatsteinen als Fassadenelemente, die als zusätzliche Dämmung dienen.

Vierter Preisträger ist das neue Jugendzentrum in Kirchdorf, ein Auftaktprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) auf der Elbinsel Wilhelmsburg, entworfen von den Berlinern Büro Kersten und Koop, konstruiert von dem Büro IFB Frohloff, Staffa, Kühl, Ecker. Laut Laudatio ein "gebautes Sportgerät und Freizeitinstrument, das genau das ist, was es ist".