Der Krankenstand ist extrem hoch. Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber fordert 100 neue Mitarbeiter. “Die Situation ist ernst.“

Hamburg. Der Bezirkliche Ordnungsdienst (BOD) hat Probleme mit seinem Personal. Und das gleich in vielerlei Hinsicht: Hoher Krankenstand - viele fallen langfristig aus - und vor allem zu wenig Mitarbeiter. "Die Situation ist ernst. Wir haben in einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern 90 BOD-Mitarbeiter, die durch Überlastung auch noch häufig krank sind", sagte Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) dem Abendblatt. Sein Bezirk ist federführend. Schreiber fordert nun: "Wir brauchen, um leistungsfähig zu bleiben, 100 zusätzliche Mitarbeiter für den BOD in Hamburg."

Auch für die Finanzierung des neuen Personals hat Schreiber schon konkrete Vorstellungen: "Der BOD müsste verstärkt in der Parkraumüberwachung eingesetzt werden und dort Einnahmen zusätzliche generieren. Mit diesen könnten dann neue Mitarbeiter eingestellt werden."

Wie ernst die Situation ist, zeigt auch, dass sich Vertreter der Bezirke bereits am 14. September zu einem Gespräch in der Innenbehörde zusammenkommen. "Bei diesem Treffen wird es darum gehen, gemeinsam zu überlegen, wie der Ordnungsdienst gestärkt werden kann", sagte Behördensprecher Frank Reschreiter. Die Innenbehörde sei zwar nicht federführend, aber weil früher hier der Städtische Ordnungsdienst (SOD) angesiedelt war, gebe es ein entsprechendes Fachwissen.

+++ Die Aufgaben des Bezirklichen Ordnungsdienstes +++

Besonders erschreckend ist die Zahl der Stundenausfälle, meist bedingt durch Krankheitsfälle, im Bezirk Nord. Das geht hervor aus der Antwort auf eine Anfrage des CDU-Bezirksabgeordneten Christoph Ploß: 2010 kam auf die elf Mitarbeiter ein Ausfall von 2734 Stunden, das entspricht 17,5 Prozent. Aber in diesem Jahr ist die Entwicklung noch dramatischer: Bis zum 31. Juli diesen Jahres wurden bereits 2318 Stundenausfall erreicht, dass entspricht 25,7 Prozent. "Wir haben einen hohen Krankenstand. Die Mitarbeiter sind schlichtweg überfordert, weil sie immer mehr Aufgaben bewältigen müssen", sagt Bezirksamtsleiter Wolfgang Kopitzsch (SPD). Wie in den anderen Bezirken auch trägt der hohe Altersdurchschnitt auch zur Krankenquote bei. Es werde daher, so Kopitzsch, dringend zusätzliches Personal gebraucht.

Der Bezirk Nord ist kein Einzelfall. In Wandsbek hat sich die Krankenquote im Vergleich zu 2006 von 7,8 Prozent auf 16,2 Prozent erhöht. In Harburg lag diese in 2006 noch bei 3,4 Prozent, dann in 2009 sogar bei einer Rekordhöhe von 41,5 Prozent und im vergangenen Jahr noch bei 16,7 Prozent.

Aber die Mitarbeiter fallen häufig nicht nur für ein oder zwei Wochen aus, sondern langfristig: So sind von neun BODlern im Bezirk Eimsbüttel zwei dauerhaft erkrankt, auch im Bezirk Mitte fallen zwei Mitarbeiter seit Monaten aus. "Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir müssen über die Zukunft und Ausrichtung des BOD reden", sagt Eimsbüttels Bezirkamtsleiter Torsten Sevecke (SPD).

Der Bezirkliche Ordnungsdienst hat zahlreiche Aufgaben. Die Mitarbeiter kontrollieren die Einhaltung des Leinen- und Maulkorbzwangs, überwachen die Grün- und Erholungsanlagen. Der BOD schreibt außerdem Falschparker auf und ist bei Großveranstaltungen wie dem Alstervergnügen und dem Hafengeburtstag im Einsatz. Auch Einsätze zum Thema "unerlaubte Müllentsorgung" gehören zu den Aufgaben. Dazu zählt Plakatieren ohne Erlaubnis oder das Abstellen von Schrottautos- und Fahrrädern am Straßenrand.

Nicht nur die Bezirke sehen dringenden Handlungsbedarf, sondern auch die Politik. "Wir sollten nun gemeinsam mit den Bezirken und der Innenbehörde an einem Zukunftskonzept für den BOD arbeiten. Dabei geht es sowohl um die Frage qualifizierten Personals, als auch um die Zuteilung der Aufgabenbereiche", sagte Arno Münster, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion.

Der CDU-Bezirksabgeordnete Christoph Ploß fordert auf Grund der "dramatischen Entwicklung" im Bezirk Nord, dass Bezirksamtsleiter Kopitzsch "Lösungsansätze vorlegen soll, um den BOD wieder leistungsfähig zu machen". Es gebe bereits zahlreiche Beschwerden von Bürgern, weil der BOD seinen Aufgaben nicht mehr nachkomme, so Ploß weiter.