Die Initiative “Mehr Männer in Kitas“ will den klassischen Frauenberuf modernisieren. Hamburg ist in diesem Punkt durchaus Vorreiter.

Eimsbüttel. Jörg Purfürst hat sieben Kollegen: drei Männer, vier Frauen. Klingt nicht ungewöhnlich, ist es aber. Denn Purfürst ist Erzieher in einer Kita. Und bundesweit kommen in diesem Beruf auf einen Mann 30 Frauen. Purfürsts Arbeitgeber, "Die halben Meter" am Henriettenweg in Eimsbüttel, ist eine der seltenen Ausnahmen. "Kinder brauchen auch männliche Vorbilder, und bei uns gibt es das", sagt der Erzieher. Er arbeitet seit sechs Jahren in der Kita. Ein Zeichen für das gute Betriebsklima. Und das, sagt Kita-Leiterin Iris Wagenblast, liegt auch daran, dass Männer und Frauen hier zusammenarbeiten.

Hamburg hat in diesem Punkt durchaus Vorbildcharakter und ist neben Bremen Vorreiter in Deutschland: Immerhin zehn Prozent der 10 880 Erzieher sind männlich. Von dem empfohlenen Richtwert des "EU-Netzwerks für Kinderbetreuung" von 20 Prozent ist die Hansestadt dennoch weit entfernt. Was auch an der eher niedrigen Bezahlung liegt: Rund 2000 Euro erhält ein Berufsanfänger brutto.

Dabei gibt es fast nur positive Erfahrungen mit Männern in dem klassischen Frauenberuf. "Vor allem die Kinder profitieren", sagt Wagenblast. Sie fänden sich in einer realistischeren Lebenswelt wieder und begegneten neben "mütterlicher Liebe männlicher Bestimmtheit", wie es Erzieher Christoph Stroink ausdrückt. Ein weiterer Effekt: Die Väter werden durch die männlichen Ansprechpartner stärker eingebunden. So gebe es eine zunehmende Bereitschaft, bei kleineren Bauarbeiten zu helfen, und auch bei Elternabenden seien die Väter keineswegs in der Unterzahl, sagt Wagenblast.

Damit "Die halben Meter" nicht mehr lange eine große Ausnahme bilden, hat sich das bundesweite Netzwerk "Mehr Männer in Kitas" gegründet. Das von EU und Bund mit rund 13 Millionen Euro geförderte Modellprojekt startete im Januar dieses Jahres in allen 16 Bundesländern. Ralf Lange ist Leiter der Koordinationsstelle in Hamburg. "Wir wollen mit einer großen Werbeoffensive im Spätsommer starten und so den Anteil männlicher Beschäftigter signifikant erhöhen", kündigt er an. Mit Plakaten, Flyern und Broschüren sollen Männer darauf aufmerksam gemacht werden, dass Erzieher eine echte Alternative bei der Berufswahl sein kann. Das allein wird aber nicht reichen. So will die Initiative den Beruf attraktiver machen und macht sich vor allem für eine bessere Bezahlung stark.

Erste Erfolge konnte "Mehr Männer in Kitas" bereits erzielen. Seit Jahresbeginn traten 60 Kindertagesstätten dem Projekt bei. 15 Kita-Koordinationskräfte, die als Ansprechpartner an der Schnittstelle zwischen Projektbüro und Praxis agieren, konnten gewonnen werden. Ralf Lange ist zuversichtlich: "Die ersten Schritte sind getan."