Rundgang mit Thomas Ritzenhoff, dem neuen Amtsleiter in Hamburgs größtem Bezirk. Dort sollen jedes Jahr 1100 neue Wohnungen entstehen.

Rahlstedt. Ein Hauch von Südsee weht durch Rahlstedt. Auf einer Baustelle am Rande der Fußgängerzone steht Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff unter Palmen. Zwölf der Exoten hat der Bezirk Wandsbek hier aufstellen lassen. Die Pflanzen sind zwar in der Bevölkerung umstritten, aber das stört Thomas Ritzenhoff nicht, er mag die Palmen: "Durch diese Bepflanzung wird das Umfeld aufgewertet. Die meisten Bürger sind begeistert."

Der Rundgang führt den Bezirksamtsleiter, der sein neues Amt als Nachfolger von Cornelia Schroeder-Piller am 1. Juli angetreten hat, weiter in das Rahlstedt-Center, eine Einkaufspassage. Hier stehen noch zahlreiche Ladenflächen leer: "Wir brauchen hier Geschäfte, die vom üblichen Branchenmix abweichen, damit die Kunden einen Anreiz haben, hier einzukaufen, und nicht in die Innenstadt fahren", sagt Thomas Ritzenhoff.

Zeit für eine kleine Pause, es geht ins Eiscafé Dante an der Rahlstedter Bahnhofstraße. Bei einem Spaghettieis spricht Ritzenhoff, der in Münster geboren wurde, von seinen Visionen für Hamburgs größten Bezirk.

Die Kultur liegt ihm am Herzen. Eine Kultureinrichtung unweit der Rahlstedter Fußgängerzone müsse her. Der 49-Jährige wünscht sich auch, dass sich die Kulturschaffenden im Bezirk mehr miteinander vernetzen. Auch für die Jugendeinrichtungen gelte das.

Ein anderes wichtiges Thema ist der Bau von neuen Wohnungen im Bezirk. 1100 sollen es pro Jahr werden. Eine Herausforderung. Woher die Grundstücke nehmen? Ritzenhoff sagt es nicht. Vielleicht weiß er es auch nicht. Aber: "Wir werden das schaffen." In seinem Bezirk liegt auch Steilshoop. Die Hochhaussiedlung gehört nicht zu den bevorzugten Wohnlagen der Stadt. Aber das soll sich ändern: "Dort wird Hamburgs erster HID eingerichtet. Damit wir das Quartier aufgewertet." Die drei Buchstaben HID stehen für Housing Improvement District. Auf Deutsch: Die Grundeigentümer nehmen viel Geld in die Hand, um den Wohlfühlfaktor für die Bewohner zu erhöhen.

An seinem neuen Amt hat Ritzenhoff, der sieben Jahre SPD-Fraktionsvorsitzender war, Spaß: "Ich möchte etwas bewegen im Bezirk. Und zwar mit den Bürgern gemeinsam. Wir müssen die Menschen, die hier leben, in alle für den Bezirk relevanten Entscheidungen mit einbeziehen." Deshalb stehe seine Tür auch jederzeit offen für die Bürger, das Gleiche gelte auch für seine Mitarbeiter. 1560 arbeiten für das Bezirksamt. Aber es dürften mehr sein: "Natürlich haben wir auch personelle Probleme. Das macht sich besonders in Ferienzeiten oder wenn Krankheitsfälle auftreten bemerkbar." Wie viele Mitarbeiter er mehr bräuchte, kann Ritzenhoff noch nicht abschätzen.

Wichtige Themen gibt es für den Bezirks-Bürgermeister viele. Auch den seit Jahren geforderten Bau der S 4 nach Ahrensburg will er weiter vorantreiben. Eine Haltestelle unweit des Naherholungsgebiets Höltigbaum/Stellmoorer Tunneltal würde er sich wünschen, wenn die Planungen dann irgendwann einmal vorangingen. Auch für die vom SPD-Senat endgültig verabschiedete Stadtbahn hatte er sich jüngst ausgesprochen, das dürfte seinen Parteifreunden nicht gefallen haben.

Aber Thomas Ritzenhoff ist ein Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt. In seiner Zeit als Fraktionschef war er ein harter Kritiker der damaligen Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller. Er forderte mehr als einmal den Rücktritt seiner Vorgängerin. Als sich die Mehrheitsverhältnisse nach den Wahlen änderten und SPD und GAL seitdem die Mehrheit in der Bezirksversammlung stellen, wurde Cornelia Schroeder-Piller kurzerhand abgewählt. Ritzenhoff hatte bereits einmal gegen die 51-Jährige kandidiert und war unterlegen. Doch nun hat er sein Ziel erreicht. Über die Vergangenheit mag Ritzenhoff aber nicht sprechen. Dafür aber über die Zukunft: "Ich möchte mit allen Fraktionen in der Bezirksversammlung eine konstruktive Zusammenarbeit. Deshalb suche ich auch das Gespräch mit allen Parteien."

In der Bezirksversammlung Wandsbek sind zurzeit fünf Parteien vertreten: Die SPD hat 27 Sitze, die CDU 16, die GAL sieben, die FDP vier und Die Linke drei.

Bis zu seiner Ernennung zum neuen Bezirkschef hat Thomas Ritzenhoff als Rechtsanwalt in Wandsbek gearbeitet. Um die Ecke, in Alt-Rahlstedt lebt er gemeinsam mit Frau Heike Schlickmann, einer Physiotherapeutin, und Sohn Christian-Ludwig.

Zu Hause entspannt sich Ritzenhoff, liest gerne Krimis. Hier ist auch sein Lieblingsplatz. Auf der Terrasse frönt er einer Vorliebe, die der Genosse und Altkanzler Gerhard Schröder ebenfalls schätzt: in der Sonne sitzen und genüsslich eine Zigarre rauchen. Dazu einen Rotwein aus der Toskana? Diese Frage bleibt unbeantwortet.