Seltenes Doppelportal aus dem Mittelalter bei Sanierung entdeckt. Der frühere Haupteingang war vor mehr als 150 Jahren zugemauert worden.

Altstadt. Es ist, als würde sich eine neue Tür in die Geschichte von St. Katharinen öffnen: Bei Sanierungsarbeiten ist ein bislang völlig unbekanntes Doppelportal in der Nordfassade der Hauptkirche zum Vorschein gekommen. Das gotische Portal war von innen und außen zugemauert.

"In den letzten 150 Jahren war es nicht sichtbar. Wir wussten nichts davon", sagte Bauhistoriker Holger Reimers dem Abendblatt. Wahrscheinlich war es im 15. Jahrhundert als repräsentativer Eingang für eine Interimskirche im nördlichen Seitenschiff genutzt worden, während Mittelschiff und südliches Seitenschiff noch im Bau waren. Als diese fertig waren, entstand dort ein neuer Eingang für die Gläubigen.

Der Fund gilt als Sensation. Doppelportale dieser Art seien sehr selten, so Reimers, dessen Büro für Baudokumentation und Konzeptentwicklung in Hohenfelde die Sanierung betreut. Welche genaue Funktion das Doppelportal hatte und wie es in den vergangenen Jahrhunderten umgestaltet wurde, will er jetzt untersuchen. Bislang könne man nur sagen, dass in den unterschiedlichen Phasen erst die eine und dann die andere Seite zugemauert worden war.

Zunächst hatten die Experten bei den Freilegungsarbeiten im Kirchenraum im vergangenen Jahr den östlichen Bogen entdeckt. Im Frühjahr dieses Jahres waren dann zwei spitzbogige Öffnungen sichtbar. In der inneren Laibung des östlichen Durchgangs sind Putze, Tünchen und Malereien aus der Zeit von 1380 bis 1888 erhalten. "Besonders schön sind die Reste einer spätgotischen Ausmalung in Blaugrün und Rot", schwärmt Reimers. Auch Katharinen-Hauptpastor Frank Engelbrecht ist begeistert von der Entdeckung in seiner Kirche, mit deren Bau 1370 begonnen wurde. "Es ist faszinierend, wie im Rahmen der Sanierung an verschiedenen Stellen Dinge zutage treten, von denen wir nichts geahnt haben." Man wolle das Portal auf jeden Fall auch für die Öffentlichkeit sichtbar machen. "Das östliche Portal ist besser erhalten, davor soll ein Glas gesetzt werden." Besonders schön sei, dass nach dem Abriss der Katharinenschule auf der nördlichen Seite der Kirche ein kleiner Platz entstehe. "Das wird ein schöner Übergang."

Nachdem zunächst der Kirchturm saniert wurde, arbeiten die Handwerker nun im Innenraum. Seit März ist St. Katharinen deshalb geschlossen. Weihnachten soll die Kirche wieder geöffnet werden. In zwei Jahren sollen die Arbeiten komplett abgeschlossen sein.