Das Projekt feiert fünfjähriges Bestehen und half bisher 130 Schülern, ihre Chancen zu verbessern. Jetzt wurde es vom Bund ausgezeichnet.

Hamburg. Seine Eltern, sagt José Nuno, sind Raumpfleger. Der 16-Jährige sagt das ohne Zögern. "Beide haben die Schule nur bis zur vierten Klasse besucht." Seine Mutter ist Portugiesin, sein Vater Bürgerkriegsflüchtling aus Angola. Vielleicht gerade deshalb weiß José Nuno den Wert von Bildung zu schätzen. Er möchte sein Abitur schaffen. Unbedingt. Weil Jugendliche mit Migrationshintergrund, die aus sogenannten bildungsfernen Familien kommen, es häufig schwerer in der Schule haben, fördern die Mitarbeiter der Elbstation genau diese jungen Leute. Das Projekt feiert jetzt fünfjähriges Bestehen und hat vom Bundesfamilienministerium den mit 2500 Euro dotierten "Mixed Up"-Preis für gelungene Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit und Schulen bekommen.

"Ich war immer sehr verschlossen", sagt José Nuno, der in die zehnte Klasse der Stadtteilschule am Hafen geht. Neben der Max-Brauer-Schule ist sie eine der Kooperationsschulen, die mit der Elbstation zusammenarbeiten. Er habe im Unterricht immer wenig geredet, habe nie sein Potenzial zeigen können, sagt er. Von fehlendem Selbstbewusstsein ist heute nichts mehr zu spüren. Das habe er der Elbstation zu verdanken. In einer Art Medienakademie mit Foto- und Filmprojekten samt Interviews und Theateraufführungen werden die Jugendlichen gefördert. "Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, fremde Menschen auf der Straße für ein Interview anzusprechen", sagt José Nuno. Er habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Dinge zu Ende zu bringen. Projektleiter Marc Witkowski: "Die Jugendlichen erlangen in den Medienprojekten Selbstbewusstsein und entdecken ihre eigenen Fähigkeiten. Sie merken, dass sie stolz auf sich sein können." Zahra, 22, hat gerade ihr Fachabitur gemacht. Auch sie kommt aus einer sogenannten bildungsfernen Familie. "Meine Mutter ist gelernte Hausfrau. Sie kann es gut", sagt Zarah und schmunzelt. Ihre Eltern kamen aus dem Iran nach Deutschland. Zarah möchte Maschinenbau studieren und später Flugzeuge oder Autos bauen. "Die Elbstation war für mich wie ein zweites Zuhause", sagt sie. Ihre Eltern wären niemals in der Lage gewesen, sie in der Schule zu unterstützen. "Sie sprechen kein Deutsch und sind nicht gebildet." Für sie sei die Elbstation ein "Riesenglück" gewesen.

Etwa 130 Haupt- und Stadtteilschüler haben in den vergangenen fünf Jahren die Elbstation besucht. Pro Jahr stehen 25 bis 30 Plätze zur Verfügung. 75 Prozent der Teilnehmer haben Migrationshintergrund. Jeweils ein Jahr lang besuchen sie zweimal in der Woche Projekte und Fortbildungen in der alten Villa an der Palmaille.

Und auch nach diesem Jahr kümmert sich ein Teil von ihnen als "Seniors" um die neuen Teilnehmer. Die meisten Besucher der Elbstation schlagen einen weiteren Bildungsweg ein und gehen aufs Gymnasium. Die Ersten beginnen bereits mit dem Studium. In einer multimedialen Produktion "Ab nach oben! Fahrstuhlperspektiven" präsentierte der erste Jahrgang seine Arbeit. Immer mehr Unternehmen unterstützen die Akademie. Lydia Baleshzar, Leiterin des Projektträgers, der MPC Capital Stiftung, sagt: "Wir freuen uns über diesen Rückenwind. Unser Traum ist es, dass mehr Schüler eine solche Chance bekommen."