Spielen auf Knopfdruck. 110.000 Euro hat der neue “Energie-Spielplatz“ an der Bellealliancestraße gekostet. Die Kinder sind begeistert.

Hamburg. Stella und Jan haben nur noch ein Leben. "Jetzt geht es um alles", sagt das Mädchen. Hoch konzentriert starren die beiden auf den Bildschirm. Das Wort "GO" gibt den Achtjährigen das Startzeichen, die virtuelle Murmel ins Loch zu bugsieren. Dafür brauchen sie keinen Joystick, sondern allein Köperkraft und Geschicklichkeit. Sie stehen auf einer runden, äußerst wackeligen Plattform und müssen durch gezielte und flinke Gewichtsverlagerungen die Kugel auf dem Bildschirm bewegen.

Dies ist nur eines der vier großen Hightech-Geräte auf dem neuen "Energie-Spielplatz" an der Bellealliancestraße, der 110.000 Euro gekostet hat und gestern eingeweiht wurde. Ermöglicht wurde der erste computergestützte Spielplatz in Hamburg durch den städtischen Energieversorger Hamburg Energie: Für jeden, der im Herbst vergangenen Jahres im Rahmen der Aktion "Hamburg wechselt" zu Hamburg Energie gekommen ist, hat das Unternehmen 20 Euro für den elektronischen Spiel-Parcours samt Bolzplatz gespendet. "Als Kind hätte ich mich damals riesig gefreut, wenn es so einen coolen Spielplatz gegeben hätte", sagte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD).

Spielen auf Knopfdruck - auch im digitalen Zeitalter sind die Spielgeräte mit integrierten interaktiven Computerspielen noch eine Seltenheit. "In Deutschland gibt es bislang nur drei dieser Spielplätze, die körperliche Aktivität, die Computerwelt, Geschicklichkeit und Teamarbeit verbinden: im Allgäu, in Flensburg und jetzt auch in Hamburg", sagt Willem van Veenendaal, Geschäftsführer des Spielgeräteherstellers Kompan in Deutschland. In Europa existieren 50 dieser Spielplätze, die den veränderten Spielgewohnheiten der Kinder angepasst sind und sich an Heranwachsende ab acht Jahren richten, weltweit sind es rund 100.

Bei den Hamburger Kindern ist das sogenannte Outdoor-Gaming - also Computer spielen an der frischen Luft und mit viel Bewegung - schon jetzt der Renner. "Dieser Spielplatz ist super", sagt Stella. "Am besten gefällt mir das Klettergerüst mit den Knöpfen, bei dem wir in Mannschaften gegeneinander spielen können." Die Achtjährige meint damit ein futuristisch anmutendes Spielgerät, das mit vielen rot und blau blinkenden, interaktiven Buzzern versehen ist. Flink bewegen sich Stella und ihre Mitspieler auf der Kletteranlage, die einen drücken begeistert auf die roten, die anderen auf die blauen Knöpfe, die anschließend die Farbe wechseln. "Das macht total Spaß", ruft der neunjährige Ben einem Freund zu und winkt ihn zu sich nach oben.

Dass die Mädchen und Jungen von der innovativen Kletteranlage begeistert sind, können die Erwachsenen sehen. Aber was die Kinder dort eigentlich genau treiben und wie das Spiel funktioniert, das haben viele von ihnen nicht verstanden. "Mir ist das ein wenig fremd - ich gehöre eben zu einer anderen Generation", sagt Monika Wöstenberg, Erzieherin von der Schule an der Isebek. "Aber die Schüler werden es mir sicher beibringen", sagt sie und lacht. Wichtig sei ohnehin nur, dass die Kinder Spaß daran hätten, sich an der frischen Luft zu bewegen und gemeinsam zu interagieren. Das Fazit der Erzieherin: "Sie werden spielerisch gefordert und gefördert - das ist klasse."

Stella und Jan sind auf jeden Fall froh, dass sie ganz in der Nähe des neuen Spielplatzes wohnen. "So können wir ganz oft auf das Klettergerüst", sagt Stella. Eigentlich sei sie ja schon zu alt für Spielplätze. "Aber dieser hier ist extra für die Älteren - das ist toll." Computerspiele interessieren das Mädchen eher weniger. "Zu Hause spiele ich höchstens mal auf Papas Computer Sudoku - aber hier draußen mit den Geräten zu spielen, die einen Bildschirm und Knöpfe haben, finde ich viel besser." Wenn es nach Stella ginge, sollte es weitere dieser Spielflächen geben. "Aber auch nicht zu viele", sagt ihr Schulkamerad Jan. "Sonst sind diese Technik-Spielplätze nichts Besonderes mehr."