Die Union will mit Marcus Weinberg als neuem Vorsitzendem aus dem Umfragetief klettern. FDP, Linke und GAL freuen sich über mehr Zustimmung.

Hamburg. 26 - 47 - 42 - 22 - 20. Wer diese Werte grafisch verbindet, versteht, warum Marcus Weinberg von einer "Bergetappe" spricht, die jetzt anstehe. Es sind die Wahlergebnisse der Hamburger CDU in den Jahren 2001 bis 2011, der letzte Wert stammt aus der aktuellen Psephos-Umfrage im Auftrag des Abendblatts. 20 Prozent. Ein historischer Tiefstand für die CDU in der Hansestadt. Und es ist die Erwartung an Marcus Weinberg, der heute Abend zum neuen Vorsitzenden der einst stolzen Regierungspartei gewählt werden soll, dass er die CDU aus diesem Tal herausführt.

"Es überrascht mich nicht, dass der neue Senat 100 Tage nach der Regierungsübernahme noch einen großen Vertrauensvorschuss genießt", sagte Weinberg dem Abendblatt. "Dementsprechend verharrt die abgewählte Partei im Umfragetief, das sollten wir nicht überbewerten." Die CDU dürfe nicht in "100-Tage-Rhythmen" denken, sondern müsse sich mittel- und langfristig neu aufstellen. "Wir sind auf einer Bergetappe und haben gerade die erste Kurve genommen", sagte Weinberg und spielt damit auf die personellen Umbrüche seit der krachenden Wahlniederlage im Februar an.

Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) hat sich in die Tiefen der Bürgerschaftsfraktion zurückgezogen. Frank Schira hat seinen Posten als CDU-Fraktionschef an Ex-Sozialsenator Dietrich Wersich abgegeben, und über seinen Nachfolger als Parteichef durften erstmals die Mitglieder in einer Briefwahl entscheiden. Ergebnis: Sein bisheriger Stellvertreter Weinberg soll es machen. Den exakten Weg aus dem Tal kennt der Altonaer Bundestagsabgeordnete auch noch nicht. Die strategische Neuausrichtung stehe ja erst an. "Zunächst muss ich gewählt werden." Olaf Scholz (SPD) ist hingegen schon gewählt worden, von 48,4 Prozent der Wähler. Er regiert mit absoluter Mehrheit, und wenn jetzt Wahl wäre, würden die Hamburger den Bürgermeister erneut mit 47 Prozent ins Rathaus schicken. "Das ist eine Bestätigung und ein ambitionierter Auftrag", sagte Scholz gestern zu der Umfrage. Seine Politik sei vielleicht nicht spektakulär, aber verlässlich, das wolle er weiterverfolgen. "Offensichtlich wollen die Bürger genau das haben", sagte Scholz.

Das sieht die Fraktionsvorsitzende der Linken, Dora Heyenn, etwas anders. "Im Wesentlichen zeigt die Umfrage keine große Stimmungsänderung. Allerdings würde die SPD der Umfrage zufolge ihre absolute Mehrheit verlieren. Die SPD hat bei der Bürgerschaftswahl anscheinend von einer außergewöhnlichen Konstellation profitiert, die sich nicht wiederholen wird", sagte Heyenn. Ihren eignen Umfragewert von sieben Prozent (6,4 Prozent bei der Wahl) wertete sie als "Erfolg für die Oppositionsarbeit". Grünen-Chefin Katharina Fegebank reagierte verhalten auf die eigenen Umfragewerte: "Das ist kein Gipfelsturm, aber wir sind auf dem Weg nach oben." Die Hamburger Grünen sind von 11,2 Prozent bei der Bürgerschaftswahl auf nun 14 Prozent in der Umfrage gestiegen. Anders FDP-Chef Rolf Salo. Der nannte die Umfrage eine "erfreuliche Nachricht für Hamburgs Liberale". In der Abendblatt-Umfrage landete die FDP bei sieben Prozent. "Damit haben wir unser hervorragendes Wahlergebnis bestätigt und sogar leicht zugelegt."