Die Christdemokraten bekriegen sich seit Jahren. Es geht um schmutzige Wäsche, ein böses Gerücht und einen “Vernichtungsfeldzug“.

Neustadt. Zwei Parteifreunde sitzen im Saal 335 B des Landgerichts. Parteifeinde träfe es wohl besser. Sie sprechen kein Wort miteinander, und sie würdigen sich keines Blickes. Das haben sie im Prinzip auch vor der Verhandlung schon nicht getan. Zumal der eine, der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jörg Hamann, bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass der andere, David Erkalp, als Kreisvorsitzender der CDU Hamburg-Mitte nichts tauge.

Der Fall, um den es hier geht, hat ein Geschmäckle. Es geht um schmutzige Wäsche, um ein böses Gerücht, das der eine in die Welt setzte und gegen das der andere sich mit juristischen Mitteln zur Wehr setzte. Am Ende geht ein zerknirschter Jörg Hamann aus dem Gerichtssaal. "Einmal geht die Tür auf, einmal geht sie zu", setzt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Heiko Hecht (Lager Erkalp) nach.

Jörg Hamann hatte auf einer CDU-Sitzung am 16. März kundgetan, ihm sei "über Dritte" zugetragen worden, dass David Erkalp für die Vermittlung von Tronc-Mitteln an das aramäische Gemeindezentrum in Billstedt eine Provision von 600 Euro verlangt und erhalten habe. Tronc-Mittel sind Abgaben der Spielbank, von denen gemeinnützige Vereine profitieren - sofern sich ein Bürgerschaftsabgeordneter als Pate dafür starkmacht. Nur saß Erkalp zum Zeitpunkt der angeblichen Vorteilsnahme im Jahr 2007 noch gar nicht in der Bürgerschaft.

Vor Gericht bleibt Hamann dabei: Ein Dritter, dessen Namen er aus Vertraulichkeitsgründen nicht nennen wolle, habe ihm von der Sache berichtet, zudem hätten auch Medien darüber geschrieben, und zwei Zeugen könnten alles bestätigen. Einer davon ist Christoph de Vries, das macht hellhörig: Erkalp hatte de Vries 2010 als CDU-Kreischef entmachtet, de Vries wiederum vermasselte Erkalp im Januar die Bürgerschaftskandidatur. Auch dieser Schlagabtausch hinterließ Narben.

Doch die Vernehmung der Zeugen lehnt das Gericht ab. Hamann habe lediglich unter Berufung auf Dritte einen "ehrenrührigen Vorwurf" in die Welt gesetzt und verbreitet. "Ähnlich wie bei der Verdachtsberichterstattung gelten dabei engste Grenzen." Dann gibt Hamann, zögernd und zaudernd, eine Unterlassungserklärung ab. Behauptet er noch einmal, was er am 16. März erzählte, wird es teuer. Wohl weit über 10 000 Euro - die genaue Summe müsste das Gericht noch festlegen.

Kaum haben die Kombattanten die juristische Arena verlassen, geht das Hauen und Stechen auf dem Flur weiter. "Ich halte Erkalp als Kreisvorsitzenden weiterhin für ungeeignet", sagt Hamann und zuckt bei dem Wort "Verlierer" etwas zusammen. Hecht indes sekundiert seinem Parteifreund Erkalp: "Wir erleben hier einen politischen Vernichtungsfeldzug." Fortsetzung folgt.