US-Präsident würdigt Hamburgs Bürgermeister bei Besuch in Washington für Kontakte in seine Heimat Chicago, Hamburgs Partnerstadt.

Washington/Hamburg. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber der mächtigste Mann der Welt war bestens vorbereitet: Er freue sich, sagte US-Präsident Barack Obama beim Defilee im Weißen Haus zu Bürgermeister Olaf Scholz, dass er Kontakt zu Rahm Emanuel aufgenommen habe, seit dem 11. Mai Bürgermeister von Hamburgs Partnerstadt Chicago, Obamas Heimat. Emanuel ist ein enger Vertrauter des Präsidenten und war von 2009 bis 2010 dessen Stabschef im Weißen Haus.

Obama hatte außerdem registriert, dass Scholz vor dem exklusiven Kreis von rund 20 Mitgliedern des Center of American Progress (CAP, Zentrum für amerikanischen Fortschritt) über die deutschen Arbeitsmarktreformen und den Weg aus der Wirtschaftskrise gesprochen hatte. Das Zentrum ist eine fortschrittliche Denkfabrik, die Obama ins Leben gerufen hatte.

Scholz nutzte seinen Kurztrip in die US-Hauptstadt an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), um Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen, kurzum, um Networking zu betreiben. Trotz der Terminenge fand Scholz noch Zeit, um sich mit John Podesta zu treffen, dem Präsidenten der Denkfabrik. Auch Podesta, Stabschef des US-Präsidenten Bill Clinton, gehört heute zum Obama-Lager. Der 62 Jahre alte Wissenschaftler, ebenfalls aus Chicago, leitete Obamas Übergangsteam, das die Regierungsübernahme vorbereitete.

Scholz will Emanuel in Chicago besuchen, erste Planungen sind bereits angelaufen. "Wenn man eine solche Städtepartnerschaft hat, soll man auch etwas daraus machen", sagte Scholz dem Abendblatt nach seiner Rückkehr gestern am späten Nachmittag. Der Sozialdemokrat sieht in dem Chicagoer Amtskollegen einen Bruder im Geiste. "In seiner Antrittsrede habe ich viele Übereinstimmungen mit meinen Positionen entdeckt", so Scholz.

Der protokollarische Höhepunkt der Reise in die USA war die Verleihung der Friedensmedaille an Kanzlerin Merkel im Rosengarten des Weißen Hauses, gefolgt von einem festlichen Dinner. Dass Merkel den Hamburger Bürgermeister neben Hessens Volker Bouffier (CDU) als zweiten Ministerpräsidenten zu dem Trip eingeladen hatte, wird als Anerkennung für die gute Zusammenarbeit Merkels mit dem damaligen Arbeitsminister zu Zeiten der Großen Koalition gewertet. "Wir haben ein freundliches Verhältnis, das belastbar ist", sagte der Bürgermeister nur. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Washington nahm Scholz an der Sitzung der Bürgerschaft teil.