Wie geht das Flora-Poker aus? Hamburgs Bürgermeister Scholz sagt, die Stadt lasse sich von Eigentümer Kretschmer nicht unter Druck setzen.

Hamburg. Mit Blick auf den 1. Mai, für den eine Demo aus dem Kreis der Roten Flora angekündigt ist, hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bekräftigt, die Stadt werde sich nicht von möglichen Verkaufsplänen für das besetzte Haus unter Druck setzen lassen. "Die Stadt hat kein Kaufinteresse", sagte Scholz, der damit klarstellte, der Senat werde nicht auf hochpreisige Angebote privater Investoren reagieren, die Besitzer Klausmartin Kretschmer nach eigenen Angaben vorliegen. Derzeit liefen keine Gespräche mit dem Investor, so der Bürgermeister. Es gebe keinen aktuellen Handlungsbedarf.

Linke Szene macht für den 1. Mai mobil

Seit mehr als einem Jahr sagt Investor Kretschmer, er wolle seine rechtliche Option nutzen und das Haus am Schulterblatt zügig verkaufen. Im Jahr 2001 hatte er die besetzte Flora für 370.000 Mark von der damals SPD-regierten Stadt gekauft - angeblich liegen ihm nun Angebote in Höhe von bis zu 19,3 Millionen Euro vor, wobei keine Bestätigungen potenzieller Käufer bekannt sind. Sollte tatsächlich ein privater Investor kaufen, müsste das Haus vorausichtlich geräumt werden, was gewaltsame Demonstrationen von Flora-Sympathisanten im gesamten Bundesgebiet nach sich ziehen könnte.

Ob Drohkulisse oder realistisches Szenario - Senatschef Scholz gibt sich gelassen: "Ich sehe nicht, dass da Druckmöglichkeiten existieren." Langjähriger Streitpunkt ist, wie ausschließlich eine weitere Nutzung der Flora als Stadtteilzentrum festgeschrieben ist, was sich ebenfalls auf den Kaufpreis auswirken dürfte. Laut Scholz sei die Stadt grundsätzlich bereit, über einen Kauf zu verhandeln - aber offenbar nicht auf Grundlage der Preise, die Kretschmer über Medien bereits ins Stadtgespräch gebracht hat. "Wenn jemand, der vor zehn Jahren der Stadt ein Grundstück abgekauft hat; es jetzt wieder verkaufen möchte, dann hört die Stadt hin", sagte Scholz. "Aber Kaufpreise werden ermittelt nach Grundstückswerten, nicht nach anderen Kriterien." So müsse ein Rückkauf der Flora "jeder öffentlichen Prüfung" standhalten, auch einer des Rechnungshofs.

Das klingt eher nach spitzem Bleistift als nach Rendite-Vorstellungen eines Investors. Noch ist ungewiss, wie das Flora-Poker ausgeht.