Mehr als 1500 ehemalige LBK-Beschäftigte wollen wieder für die Stadt arbeiten - doch nicht alle gehören zu den Privilegierten, die auch Jobs bekommen.

Hamburg. Endlich hat die Ungewissheit ein Ende. Seit Januar hat Axel Hopfmann, 55, eine feste Stelle bei der Gesundheitsbehörde. "Ich gehöre damit zu den Privilegierten", sagt das Ver.di-Mitglied. Viele seiner ehemaligen Kollegen beim Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) haben dieses Glück nicht. Manche von ihnen wissen freitags nicht, wo sie nach dem Wochenende arbeiten. Auch Christa Baumanns Arbeitsplatz war immer unsicher. Ende des Jahres läuft das Mutterbetreuungs-Projekt "Frühe Hilfen/Mütterhilfe", bei dem die 61-Jährige tätig war, aus. Ohne sie. Denn wegen ihrer prekären Beschäftigungssituation ging sie zum Jahreswechsel frühzeitig in Ruhestand. Rentenabzüge sind die Konsequenz. "Aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, das ist meine Gesundheit mir einfach wert", sagt sie.

Vor gut sechseinhalb Jahren verkaufte der damalige CDU-Senat die sieben im städtischen LBK gebündelten Kliniken an das Privatunternehmen Asklepios. Wie viel von dem offiziellen Verkaufspreis von 318 Millionen Euro tatsächlich bei der Stadt ankommt, lässt sich aufgrund der verschachtelten Vertragskonstruktion aus Darlehen, nachgelagerten und erfolgsabhängigen Zahlungen bis heute nicht exakt sagen. Fest steht: Es ist deutlich weniger.

Das liegt auch an dem Rückkehrrecht in den öffentlichen Dienst, das den Mitarbeitern bereits 1995 bei der Gründung des LBK zu SPD-Zeiten eingeräumt worden war. Fast 2000 Mitarbeiter wie Axel Hopfmann und Christa Baumanns wollten davon Gebrauch machen, rund 1500 kehrten tatsächlich zur Stadt zurück. Das Problem: Es gab nicht genügend Stellen, die den Qualifikationen des Krankenhauspersonals entsprachen.

Wie das Abendblatt berichtete, zahlt Hamburg dennoch Jahr für Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag für das zurückgekehrte LBK-Personal. 2010 waren es 36 Millionen Euro, 2009 sogar 46 Millionen. Die städtische Auffanggesellschaft PSI macht den Ämtern und Behörden die Einstellung von LBK-Rückkehrern jetzt sogar damit schmackhaft, dass sie ein Jahr lang das Gehalt übernimmt und danach vier Jahre lang zu 50 Prozent.

Axel Hopfmann war beim LBK als Lehrkraft für Pflegeberufe tätig. Von Anfang an war er gegen den Verkauf der städtischen Kliniken, engagierte sich für den später von der Regierung übergangenen Volksentscheid gegen die Privatisierung. "Zum einen haben wir befürchtet, dass die Arbeitsbedingungen und Tarife für uns Angestellte schlechter werden, und zum anderen, dass die Versorgung der Patienten an Qualität verliert", sagt er. Das Ver.di-Mitglied erinnert sich noch genau an die Worte des damaligen Asklepios-Chefs Werner Broermann anlässlich der Übernahme. "Auf einmal war Profit die wichtigste Steuerungsgröße für ein Krankenhaus", sagt er. Das Betriebsklima wurde rauer. Während die einen in Arbeit zu versinken drohten, wurden die anderen Angestellten mit Zwangspausen schikaniert. "Da es keine betriebsbedingten Kündigungen geben durfte, wurden die Leute unter Druck gesetzt, damit sie selbst kündigen", sagt Hopfmann. Diese Mitarbeiter erhielten zwar weiter ihr Gehalt, allerdings wurden ihnen keine Aufgaben zugeteilt. "Dafür mussten alle anderen mehr arbeiten", sagt Hopfmann. Während er vor dem Verkauf für nur eine Klasse als Leiter verantwortlich war, musste er sich nun um zwei gleichzeitig kümmern. Damit habe sich auch die Qualität der Ausbildung verschlechtert. "Das konnte ich nicht mehr mit gutem Gewissen mittragen", sagt Hopfmann. Am 31. März 2008 verabschiedete er seine letzte Abschlussklasse und verließ danach Asklepios. Christa Baumann erlebte Ähnliches. Im Klinikum Barmbek arbeitete sie als Krankenschwester auf der Babystation. "Plötzlich ging es nur noch darum, schnell zu arbeiten", sagt sie. Das Menschliche und die Zeit, sich um ängstliche oder trauernde Patienten zu kümmern, seien verloren gegangen. Auch hier wurde das Arbeitspensum mehr und die Belegschaft weniger. "Irgendwann stimmte das einfach nicht mehr mit meiner Vorstellung vom Umgang mit Patienten überein", sagt das Ver.di-Mitglied. 2008 verließ sie die Station, auf der sie so gerne arbeitete.

Ihr Neustart im öffentlichen Dienst der Stadt Hamburg lief langsam an. "Die wussten nicht so genau, was sie mit uns anfangen sollten", sagt Baumann. Ein Jahr lang wurde sie im Umgang mit dem Computer, politischem Grundwissen und bürokratischen Arbeitsabläufen geschult. Parallel entwickelten sie und ihre Kollegin das Projekt, für das sie später eingesetzt wurden. Für die Abteilung Gesundheitswesen des Bezirksamts Wandsbek war sie gut eineinhalb Jahre als Familienbetreuerin tätig. Sie besuchte Frauen, die ein Kind bekommen haben, und unterstützte sie in der Zeit nach der Betreuung durch die Hebamme. Für die Arbeit in einer Behörde habe ihr die Qualifikation gefehlt. Mehr noch: "Krankenhausmenschen und Behördenmenschen sind einfach zwei völlig verschiedene Welten", sagt sie.