Das Unternehmen kündigt den Tarifvertrag und will Kosten senken. Die Gewerkschaft Ver.di sieht in dem Plan eine deutliche Verschlechterung.

Hamburg. Der Tarifstreit zwischen dem größten Hamburger Heimbetreiber Pflegen & Wohnen (2850 Plätze) und Ver.di droht zu eskalieren. Sollten sich die Parteien bei der für heute angesetzten Verhandlungsrunde nicht einigen, drohen Warnstreiks. Das könne ganz schnell auf einer Mitgliederversammlung beschlossen werden, sagte Norbert Proske von Ver.di.

Das 2007 privatisierte Unternehmen hat den Tarifvertrag für die 1600 Beschäftigten zum 30. Juni gekündigt, obwohl seit Monaten Verhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di laufen. "Es wurden für keine Seite tragfähige Einigungen erzielt", begründet Pflegen & Wohnen-Geschäftsführer Johannes Kamm den Beschluss. Es ist bereits die zweite Kündigung in den seit August 2010 andauernden Verhandlungen. Nachdem die Geschäftsführung des finanziell unter Druck geratenen Betriebs Ende 2010 den ersten Ausstieg auf Druck der Beschäftigten zurückgenommen hatte, legte sie nun ein neues Tarifmodell vor. Folgendes steht zur Verhandlung: Die Einstiegsgehälter sollen erhöht werden, um für junge Beschäftigte attraktiver zu werden. Außerdem soll es Programme zur Gesundheitsförderung und Weiterbildung geben. Dafür soll es aber statt sechs nur noch zwei Gehaltsstufen geben. Außerdem will das Unternehmen die Jahressonderzahlung von 90 Prozent des Monatsgehalts auf 50 Prozent reduzieren.

Die Gewerkschaft sieht in dem Angebot eine deutliche Verschlechterung. "Nach dem neuen Tarifmodell hätten die Beschäftigten nach unseren Berechnungen langfristig Einkommensverluste von zehn bis elf Prozent", sagt Proske. Ver.di setzt auf die Gespräche, will aber Warnstreiks nicht ausschließen. Durch die Kündigung seien sie rechtlich möglich, ab dem 1. Juli könne dauerhaft gestreikt werden.