Zwölf Frauen und vier Männer besuchen zurzeit einen Kursus, in dem sie zu Pflegepersonal ausgebildet werden.

Henstedt-Ulzburg. Silke Runge steht vor einer Tafel im Konferenzraum der Volkshochschule Henstedt-Ulzburg und bittet um Ruhe. Zwölf Frauen und vier Männer schauen sie erwartungsvoll an. Auf die Tafel hat Silke Runge mit weißer Kreide einen Arbeitsauftrag geschrieben: "Zeichnen Sie ein Verdauungsorgan ab! Beschreiben Sie drei Erkrankungen dieses Organs! Stellen Sie Ihre Arbeit vor!"

Dieser Arbeitsauftrag, der sich mit Funktionen von Magen, Darm, Speiseröhre, Mundhöhle und Leber beschäftigt, ist Teil einer neuen Qualifizierungsmaßnahme der Arbeitsgemeinschaft Kreis Segeberg (Arge). Sie soll arbeitslosen Menschen die Chance geben, beruflich wieder Fuß zu fassen und einen Job als Betreuungskraft in Pflegeheimen zu bekommen. Die Arge übernimmt die Kosten der Maßnahme.

Die Teilnehmer an der Schulung sollen später Menschen pflegen, die an demenzbedingten Störungen, psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen leiden. Ihnen soll durch mehr Zuwendung, zusätzliche Betreuung und Aktivierung eine höhere Wertschätzung entgegen gebracht, mehr Austausch mit anderen Menschen und mehr Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglicht werden.

Für die berufliche Ausübung ist kein therapeutischer oder pflegerischer Berufsabschluss erforderlich. Die Heime erhalten die Personalkosten durch die Kranken-Pflegekasse refinanziert.

Die Lehrkräfte Silke Runge und Sybille Pickardt kommen vom Zentrum für Berufliche Bildung der Diakonie Altholstein. Die Qualifizierung hat einen Umfang von 170 Stunden, 60 weitere Stunden sind als Praktikum organisiert. Der derzeit laufende Kursus endet Anfang September, die Teilnehmer müssen sich einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung unterziehen.

Nicht immer ist dann auch die Übernahme in ein Angestelltenverhältnis bei Alten- und Wohnheimen gesichert. Aber die Aussichten sind gut. Das bestätigt Arge-Geschäftsführerin Doris Baum, die von fünf festen Verträgen des jüngsten Kurses berichtet: "Ich hoffe, dass mehr als die Hälfte der Bewerber einen Job finden."

Auch die Teilnehmer gehen mit großem Optimismus an das Projekt heran. Claudia Jochen, vor ihrer Arbeitslosigkeit in einem Lager beschäftigt, sagt: "Das Praktikum war die beste Zeit in meinem Leben, so richtig geil." Ähnlich äußert sich auch die ehemalige Chemielaborantin und Köchin Sabine Groth: "Für den normalen Arbeitsmarkt bin ich zu alt, aber in der Altenpflege habe ich eine Chance."

Christine Hertwig und Nicole Rönnspieß von der Geschäfts- und Fachbereichsleitung der Diakonie Altholstein sprechen von einer positiven Bilanz der Schulungen in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg. Ob sie fortgesetzt werden, ist offen. "Wir warten, ob sich die Maßnahmen bewähren. Es scheint, als seien die Hürden noch hoch. Viele Arbeitgeber scheuen offensichtlich den hohen Verwaltungsaufwand. Manchmal wissen sie auch nicht, dass ihnen durch eine Einstellung unserer Teilnehmer keine finanziellen Nachteile entstehen."