Auch die Opposition vermisst Kooperation mit den Kitas. Behörde betont, es gebe keine Raumprobleme an den Grundschulen.

Hamburg. Der vom Senat geplante Ausbau der Vorschule stößt auf Kritik. Die Hamburger Wohlfahrtsverbände, die rund die Hälfte aller Hamburger Kita-Plätze abdecken, werten das Versprechen der Schulbehörde, dass jedes angemeldete Kind einen Vorschulplatz bekommt, als "einsamen bildungspolitischen Weg". Stattdessen fordern sie eine stärkere Kooperation, zumal die Kitas sich als "hervorragende Bildungsorte für Kinder im Vorschulalter" etabliert hätten. "Gemeinsam definierte Übergänge zwischen Kita und Schule würden Kindern in dieser sensiblen Lebensphase deutlich besser unterstützen und Eltern erheblichen Entscheidungsstress nehmen", sagt Martin Peters vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Die Opposition teilt diese Kritik und sieht vor allem ein Imageproblem auf die Kitas zukommen. Deren Arbeit werde durch die derzeitige Bildungsdebatte abgewertet, sagt Stefanie von Berg (GAL). Sie fordert eine verbesserte Ausbildung der Erzieherinnen. Ihre Kollegin Dora Heyenn von den Linken missbilligt zudem, dass die Kitas nicht mit an den Tisch geholt wurden, um eine gemeinsame Regelung zu finden. "Ich verstehe nicht, warum man das so hektisch über die Köpfe der Verbände hinweg entscheiden musste", sagt sie.

Darüber hinaus gibt es Zweifel an der Umsetzbarkeit der Vorschul-Offensive. Zwar begrüßen die Fraktionen die Garantie auf einen Vorschulplatz, doch man vermisse ein schlüssiges Konzept. An vielen Standorten gebe es massive Raumprobleme, die nicht einfach zu lösen seien, so der CDU-Schulexperte Robert Heinemann. Zudem sei nicht klar, woher das qualifizierte Personal für die zusätzlichen Klassen kommen soll. "Gutes Regieren heißt nicht immer nur zusagen, sondern auch Lösungen präsentieren", sagt Heinemann. Von Berg befürchtet, dass eine Umsetzung nur unter Qualitätseinbußen möglich ist. Container, die als mobile Klassenzimmer fungieren, seien keine Dauerlösung und teuer, so von Berg.

Die Schulbehörde weist die Bedenken zurück, die Planungen seien bereits abgeschlossen, heißt es, und an vielen Schulen seien genug Räume vorhanden. Nur an neun von 197 Standorten müssten Container aufgestellt werden. Aus der Offensive soll dann eine Dauerlösung werden: Die Behörde gibt vor, bei Ausbaumaßnahmen oder Neubauten an Grundschulen zukünftig Räume für Vorschulklassen einzuplanen. "In den Vorschulklassen werden die Kinder optimal auf den Besuch der Grundschule vorbereitet", begründet Senator Ties Rabe (SPD) das Vorhaben. In der nächsten Woche werden die Bescheide an die Eltern verschickt, in den "weitaus meisten" Fällen sollen die Kinder einen Platz an der Wunschschule bekommen.

Die Kooperation mit den Kita-Trägern beschränkt sich derweil auf einen Appell der Sozialbehörde: Der Landesrahmenvertrag Kindertagesbetreuung regele, dass die Träger die Anschlussbetreuung für Vorschulkinder anbieten, so Sprecherin Julia Seifert. "Darauf haben wir die Träger noch einmal ausdrücklich hingewiesen."