Ex-Innensenator Heino Vahldieck verzichtet auf Kandidatur. Derweil herrscht in der Partei Rätselraten über Reinckes Motivation.

Hamburg. Einen Tag nach der überraschenden Kandidatur des früheren Sport- und Bezirksstaatsrats Rolf Reincke für den CDU-Landesvorsitz herrscht in der Partei Rätselraten über Reinckes Motivation. "Viele fragen sich, warum er antritt", sagte ein einflussreicher Christdemokrat.

Der 46-Jahre alte Altonaer hatte seine Absicht auf dem CDU-Parteitag am Dienstagabend verkündet. In einer Mitgliederbefragung will die Union nun klären, wer künftig Landesvorsitzender sein soll. Der Parteivize und Altonaer Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg hatte bereits vor Wochen erklärt, dass er kandidiert. Der Posten wird frei, weil Parteichef Frank Schira nach dem Debakel der CDU bei der Bürgerschaftswahl seinen Rückzug angekündigt hatte.

"Die CDU muss als Organisation stärker aufgestellt werden", sagte Reincke dem Abendblatt und sieht darin einen Unterschied zum Mitbewerber. Der Betriebswirt will die kreativen Potenziale der hauptamtlichen Mitarbeiter der Unions-Landesgeschäftsstelle besser nutzen. "Das darf keine Ein-Mann-Veranstaltung sein", sagte Reincke.

Weinbergs Kandidatur war parteiintern kritisiert worden, weil der Bildungsexperte zu den profiliertesten Befürwortern der gescheiterten und in der Union ungeliebten Primarschule zählte. Allerdings weiß sich sein Herausforderer mit Weinberg in diesem Punkt einig. "Ich fand die Reform richtig und habe mich auch für die Primarschule eingesetzt", sagte Reincke.

Allzu starken Rückhalt scheint der CDU-Politiker in seinem eigenen Kreisverband nicht zu haben. Bei der Aufstellung der Wahlkreisliste in Altona hatte Reincke auf Platz zwei nur 52 Prozent Unterstützung erhalten. Den Einzug in die Bürgerschaft verpasste er.

Weinberg begrüßte die Tatsache, dass es einen Gegenkandidaten gibt. "Die Mitgliederbefragung kann der Beginn einer neuen politischen Kultur in der CDU sein", sagte der Bundestagsabgeordnete. Er habe die Hoffnung, dass die Mitglieder bei den Kandidatenvorstellungen auch ihre Erwartungen an die Parteispitze deutlich machten.

Ex-Innensenator Heino Vahldieck hat keine Ambitionen auf den Parteivorsitz mehr. "Ich kandidiere nicht und finde es gut, dass die Partei jetzt die Auswahl hat", sagte Vahldieck dem Abendblatt. Auch Ex-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall, von manchen als Alternative ins Spiel gebracht, will nicht: "Ich habe einen Schlussstrich gezogen. Ich engagiere mich für die CDU, strebe aber kein Amt mehr an."