“Hamburger Pflegegipfel“ warnt vor Folgen des demografischen Wandels. Kosten steigen bis 2030 vermutlich um das Sechsfache.

Hamburg. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat 2011 zum Jahr der Pflege ausgerufen. Doch noch fehlt der angestrebten Pflegereform das Konzept, welches die demografische Entwicklung ernsthaft berücksichtige. Dies war eines der Ergebnisse des inoffiziellen "Hamburger Pflegegipfels" mit Vertretern dreier großer Hamburger Einrichtungen.

Dorothea Ruhe (Hospital zum Heiligen Geist Poppenbüttel), Johannes Kamm (Pflegen & Wohnen Hamburg) und Pfarrer Berthold Bonekamp-Kerkhoff (Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift Rahlstedt) warben für einen Paradigmenwechsel in der Pflegedebatte. So dürfe die ambulante Pflege nicht länger als stets zu bevorzugendes Pflegekonzept dargestellt werden.

"Durchdachte stationäre Konzepte entlasten die Familie und ermöglichen Betroffenen ein Leben in einer Gemeinschaft", sagte Johannes Kamm. Ein Blick nach Skandinavien oder Kanada zeige, dass das Zusammenleben von mehreren Generationen in Stadtquartieren funktionieren kann.

Weil die Bevölkerung immer älter wird, werden die Kosten für die Altenpflege nach Expertenmeinungen bis 2030 um das Sechsfache steigen. "Unser Sozialstaat kann das leisten, wir müssen nur endlich offen darüber reden", sagte Berthold Bonekamp-Kerkhoff. Er forderte, dass Praktiker in die politische Debatte einbezogen werden. Zudem müsse das Solidaritätsprinzip der Pflegeversicherung auch bei steigenden Kosten erhalten bleiben. Derzeit belaste vor allem der hohe bürokratische Aufwand die Qualität der Pflege, sagte Ruhe.

Im Zuge des Regierungswechsels in Hamburg werde man mit der neuen Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks in einen Dialog treten. "Die Politik braucht einen zentralen Ansprechpartner", so Ruhe.