Wichtige Qualitätskriterien sind Wohlbefinden, Gesundheit und Selbstständigkeit der Bewohner in Pflegeheimen

Bielefeld/Köln. Während in Berlin ein neues Gesetz zum Pflege-TÜV auf den Weg gebracht wird, haben Forscher erstmals Instrumente entwickelt, um die Pflegequalität zu messen. Die Ergebnisse unter Leitung von Klaus Wingenfeld (Institut für Pflegewissenschaft der Universität Bielefeld) und Dietrich Engels (Kölner Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik) sollen bald veröffentlicht werden. In dem Projekt sollen Antworten auf die Fragen "Was ist gute Pflege? Woran erkennt man sie?" gefunden werden, um dann mehr Transparenz und Qualität in der Pflege anzustreben.

Bisher bildeten die Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Kassen (MDK) die Basis des umstrittenen Pflege-TÜV. Aus 64 Einzelnoten errechnet sich der Durchschnitt als Gesamtnote. Bewohner werden zwar befragt, doch die Antworten fließen nicht in die Note ein. Gemessen werden Rahmenbedingungen und dokumentierte Pflegemaßnahmen und nicht die "Ergebnisqualität", die beim Bewohner ankommt.

Die Forscher suchten deshalb nach neuen Indikatoren für gute Pflege und setzen auf ein Modell des Zusammenspiels von internen Befragungen und externen Qualitätsprüfungen. An dem Projekt waren 46 Pflegeheime zur Praxiserprobung beteiligt. Etwa 2000 Bewohner im Durchschnittsalter von 83 Jahren waren in die Studie einbezogen. Die Forscher erarbeiteten 42 Indikatoren und die zugehörigen Messinstrumente. Anders als bei den Pflegenoten stünden das Wohlbefinden der Senioren, deren Gesundheit und Selbstständigkeit in den Einrichtungen im Mittelpunkt, erläuterte Wingenfeld.

Eine Neuerung sind unterschiedliche Gruppen, die je nach Grad der Beeinträchtigung gebildet werden: Frau A., die zu den dementen Bewohnern zählt, wird im Vergleich nicht mit dem geistig regen gelähmten Herrn B. oder der im Sterben liegenden Frau Z. "in einen Topf geworfen".

Eines der mitwirkenden Heime war das Heinrich-Sengelmann-Haus in Hamburg. Pflegedienstleiterin Angele Back begrüßt, dass die Ergebnisqualität im Zentrum steht. Die Rückmeldung, dass ihre Einrichtung bei der Mobilisierung der Bewohner unterdurchschnittlich abgeschnitten habe, nutzte sie zur Analyse der Ursachen. Das Ergebnis der Zählung, welche Bewohner welche Angebote nutzen, wurde bereits zur Verbesserung genutzt: weniger Kaffeetrinken und Klönen, mehr Singen mit der Musiktherapeutin.

Für Wingenfeld und Engels sind das kleine Beispiele für den wichtigsten Effekt des neuen Ansatzes: einen Anreiz für gute Pflege zu geben.