Im Stau sind auch die Fahrzeuge der Hochbahn zum Stillstand verdammt. Abhilfe könnten zusätzlich reservierte Fahrbahnen schaffen.

Hamburg. Die neue Dauerbaustelle am Baumwall sorgt in diesen Tagen regelmäßig für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Auch gestern mussten Autofahrer wieder sehr viel Geduld beweisen - besonders zu den Stoßzeiten morgens und abends. Pendler, die aus Richtung Westen in die Innenstadt wollten, kamen nur im Schneckentempo voran. Rund um die Messehallen erschwerte der Besucheransturm auf die Gastronomiemesse Internorga die Situation zusätzlich.

Aber wer den Staus entgehen will, indem er auf öffentliche Verkehrsmittel ausweicht, wird - zumindest was Busse betrifft - bitter enttäuscht. Denn auch die stehen in weiten Teilen der Stadt im Stau. Da geht es den Fahrzeugen der Hochbahn nicht anders als den privaten Verkehrsteilnehmern.

Das Problem: Sie müssen im normalen Verkehr mitfahren. "Es gibt in der Innenstadt definitiv zu wenige Bus-Sonderspuren", sagt Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum. "Momentan liegt der Anteil der Busstrecken, die mit einer Sonderspur ausgestattet sind, bei weniger als zehn Prozent." Die bekannteste Linie mit Sonderspur ist die 5, die zwischen Hauptbahnhof und Burgwedel verkehrt und so den Nordwesten der Stadt mit dem Zentrum verbindet. Zudem gibt es in der City Nord und in Altona Abschnitte, die für den Busverkehr gut ausgebaut sind. Zu wenig für Kreienbaum.

Auch Birger Wolter, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn in Hamburg, sieht hier Nachholbedarf. "Allerdings darf ein Ausbau der Spuren nicht zulasten der Fußgänger oder Radfahrer gehen", sagt er. Alle Verkehrsteilnehmer hätten ihr Recht auf Platz und dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Vielmehr muss vermehrt auf den öffentlichen Schienenverkehr gesetzt und dieser erweitert werden."

Trotzdem empfiehlt Hochbahnsprecher Kreienbaum bei Stauwarnungen auch weiterhin vom Privatauto auf den Bus umzusteigen oder, besser gesagt, in diesen einzusteigen. "Es geht ja darum, die Gesamtsituation auf den Straßen zu verbessern", sagt er.

Für Kreienbaum ist die Rechnung ganz einfach: Zur Hauptverkehrszeit sitzen durchschnittlich 1,2 Personen in einem privaten Fahrzeug, in einem Bus befinden sich zu dieser Zeit gut 105 Fahrgäste. Ein Auto benötigt rund 30 Quadratmeter Platz, ein Bus 70.

"Ein Autofahrer braucht also umgerechnet fast vierzigmal so viel Raum wie ein Fahrgast im Bus", sagt Kreienbaum. "Bei einem Pendler in einem Privatfahrzeug ist einfach eine Menge Blech drum herum, wo sonst noch mehr Leute Platz hätten."

Wie das Abendblatt gestern berichtete, ist derzeit die Region um den Baumwall wegen einer Baustelle einer der größten Engpässe der Stadt. Das hat auch Auswirkungen auf öffentliche Verkehrsmittel, besonders auf die Schnellbuslinien 36 und 37. Aber auch das übliche hohe Verkehrsaufkommen macht der Hochbahn an manchen Stellen zu schaffen. "Rund um die Steinstraße und den Klosterwall betrifft das die Linien 34 sowie 112 und in Farmsen die 26, 27 und 168", sagt Christoph Kreienbaum.

Zwar gibt es zumindest in der Innenstadt genügend Ausweichmöglichkeiten in Form von S- und U-Bahnen, in vielen anderen Gegenden ist das jedoch nicht möglich. Wie zum Beispiel an der Reiherstiegbrücke im Hafen. "Wegen Bauarbeiten an der Klappbrücke kommt es bei den Linien 151 und 152 häufig zu Verzögerungen", sagt Kreienbaum. Echte öffentliche Alternativen zum Bus gebe es nicht.

Die Hochbahn versucht, mit technischen Mitteln die Probleme zu lindern. Dabei helfen die Daten ihres GPS-gestützten Leitsystems (siehe unten). "Wir wissen immer ganz genau, wann wo welcher Bus von uns ist", sagt Sprecher Kreienbaum. "Der Straßenverkehr mit seinen vielen verschiedenen Teilnehmern kann schnell chaotisch werden, aber so können wir möglichst gut darauf reagieren."