Drei Tage nach dem Wahldesaster geht das Tauziehen um den Posten des Oppositions-Chefs los. Wird Wersich der neue starke Mann?

Hamburg. Sozial- und Schulsenator Dietrich Wersich könnte als der neue starke Mann aus dem Machtkampf in der Hamburger CDU hervorgehen. Drei Tage nach dem Wahldesaster der CDU bei der Bürgerschaftswahl zeichnet sich ab, dass Wersich neuer Vorsitzender der um die Hälfte geschrumpften CDU-Fraktion und damit Oppositionschef werden könnte.

Innensenator Heino Vahldieck, der ebenfalls zum Kreis möglicher Fraktionschefs gezählt wurde, sagte dem Abendblatt: "Ich habe nicht vor zu kandidieren. Ich würde es begrüßen, wenn Dietrich Wersich es machen würde." Wersich sei "am ehesten in der Lage, die Fraktion zusammenzuführen". Wersich selbst hielt sich am Dienstag bedeckt. "Die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen", sagte er dem Abendblatt.

+++ Das sind Ihre direkt gewählten Abgeordneten +++

Am Montag hatten die beiden Hauptverantwortlichen Konsequenzen gezogen: Bürgermeister Christoph Ahlhaus erklärte im CDU-Landesvorstand, dass er nicht Fraktionschef werden wolle. Parteichef Frank Schira verzichtete auf den Parteiposten, wird aber bis zur Wahl eines Nachfolgers kommissarisch den Landesverband führen. Ob Schira, der zugleich CDU-Fraktionschef ist, zumindest für dieses Amt erneut kandidieren will, ließ er offen. Gegenüber einem Parteifreund soll er angedeutet haben, dass er bereit sei, zu verzichten.

Welche 28 Männer und Frauen der Fraktion künftig angehören, das entschied sich gestern mit fortschreitender Auszählung der Stimmen im Landeswahlamt. Parallel glühten in der CDU die Telefondrähte, um zu sehen, wer wo steht. "Die Tendenz geht eindeutig in Richtung Wersich", sagte ein CDU-Abgeordneter am Abend.

Derzeit ist offen, ob CDU-Haushaltsexperte Roland Heintze, der auch im Gespräch ist, kandidiert. Erst müssten die Rahmenbedingungen klar sein, sagte Heintze. "Es freut mich aber, dass man mir das zutraut."

Als Favorit für den Parteivorsitz schält sich unterdessen der bisherige Parteivize Marcus Weinberg heraus. "Ich hätte Lust und Interesse", sagte der Bundestagsabgeordnete. Allerdings sei eine breite Akzeptanz und Legitimität die Voraussetzung. "Es gibt viele, die ihn für eine gute Lösung halten, ich gehöre dazu", sagte Parteivize Rüdiger Kruse, der selbst als möglicher Parteichef galt. Alle betonen, dass die Entscheidung in einer Mitgliederbefragung fallen soll.