Für 830.000 Euro wurde sie aufgebaut, jetzt ist die Reiterstaffel in die Kritik geraten. Laut Polizei ist es jedoch zu früh für eine Bilanz.

Osdorf. Als Aushängeschild der Hamburger Polizei wurden sie im September präsentiert - nun nennen Kritiker der umstrittenen Reiterstaffel sie schlicht einen "PR-Gag". Senatsantworten auf eine Anfrage der SPD zeigen, dass die Zahl der Präsenzstunden der Polizeipferde bislang eher überschaubar ist. Weniger als jede fünfte Stunde ihrer Dienstzeit verbrachten Pferde und Reiter tatsächlich sichtbar auf der Straße. Die Zahl der Straftaten, die mithilfe der Reiterstaffel aufgedeckt oder aufgeklärt wurden, ist ebenfalls noch gering. Laut Polizei liegt das allerdings daran, dass sich die Staffel, der acht Pferde und zehn Reiter angehören, noch in der Erprobungsphase befindet.

Im Oktober 2010 waren die Pferde zusammengerechnet 341 Stunden, im November 264 und im Dezember 144 Stunden auf der Straße - das entspricht höchstens 20 Prozent der Dienstzeit der reitenden Beamten. Nach Berechnungen des SPD-Abgeordneten Andreas Dressel, der die Senatsanfrage gestellt hatte, kostete jede der insgesamt 749 Stunden, die die Polizeireiter auf der Straße verbracht haben, rund 230 Euro. Insgesamt haben, so ergibt sich aus der Senatsantwort, Aufbau und Betrieb der Reiterstaffel im Jahr 2010 rund 830 000 Euro gekostet.

Die große Differenz zwischen Einsatz- und Personalstunden erklärt der Senat mit Fortbildungsbedarf, Urlaub, Krankheit, Elternzeit, Pferdepflege und Verladezeiten. Im Dezember sei zudem das Wetter zu schlecht gewesen. Die Straßen waren zeitweise vereist.

Und das sind die Fälle, an denen Pferde und Reiter im ersten Quartal ihres Bestehens beteiligt waren: fünf Hilfeleistungen, einmal Ruhestörung, fünf Umweltdelikte, ein Abschleppvorgang, eine "verdächtige Person", ein Zahlungsstreit, einmal Glätte, eine Geschwindigkeitsübertretung, ein herrenloses Pferd, ein brennender Container und eine Vermisstensuche. Zweimal ging es um Beleidigung, einmal um einen Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Zeitweise setzte die Polizei die Pferde auch ein, um in besonders von Tageswohnungseinbrüchen betroffenen Stadtteilen Präsenz zu zeigen. Polizeisprecher Mirko Streiber sagt zu der Kritik: "Die Präsenzstunden und die Anwesenheit der Pferde auf der Straße werden nach und nach ausgebaut. Es ist zu früh, um eine Bilanz zu ziehen."

Der SPD-Innenexperte Andreas Dressel sieht das anders: "Die Zahlen zeigen, dass die Reiterstaffel vor allem ein PR-Gag von Innensenator und Polizeiführung ist. Viel Zeit geht offenbar fürs Schniegeln und Striegeln und den Transport drauf." In Zeiten, wo anderswo Personal abgebaut werde und die Fahrradstaffel eingestampft werden solle, frage man sich, ob Hamburg Geld hat für "ein zweifelhaftes Reiterdenkmal". Laut Uwe Koßel, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, ist die Reiterstaffel innerhalb der Hamburger Polizei umstritten: "Die Idee ist ja gut - wenn Geld da ist. Doch angesichts der Belastungen der übrigen Beamten zweifeln viele Kollegen an dem Sinn der Staffel."