Was ändert sich 2011 in Hamburg, was haben die Bezirke vor? Heute: Harburg. Wohnprojekte für den Binnenhafen, Radstation am Bahnhof.

Hamburg. Was haben die Bezirke vor? Das Abendblatt hat sich umgesehen. Heute Teil 5 der Serie: Harburg.

1. Binnenhafen und Schlossinsel

Seit knapp 20 Jahren läuft im Gebiet der Wandel von Industrie- zu Büronutzung. Und jetzt entstehen die ersten Wohnprojekte. Auf der Schlossinsel investiert die Provinzial Rheinland 60 Millionen Euro in exklusiven Wohnungsbau: 180 Wohneinheiten der Größenordnung 75 bis 180 Quadratmeter. Das von Lorenz + Partner entwickelte Bauprojekt trägt inzwischen den Namen "Balance Bay". Mitte dieses Jahres will auch das Immobilienunternehmen Aurelis im Binnenhafen, auf 7,5 Hektar Gelände des früheren Güterbahnhofs mit Wohnungs- und Gewerbebau loslegen. 40 Prozent Wohnen, 60 Prozent Gewerbe. Das Gesamtprojekt mit Namen "Harburger Brücken" hat etwa fünf Jahre Bauzeit. Weitere Projekte dieses Jahr im Binnenhafen: Neugestaltung des Kanalplatzes, Erschließen von Bauflächen am Ziegelwiesenkanal. Voraussichtlicher Baubeginn für ein Hotel am Veritaskai, Weiterentwicklung des Gewerbeprojekts "EcoCity" auf dem Gelände der früheren New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, Projektstart für den IBA-Park.

2. Harburger Schleuse

Weil die Schleuse als letztes Glied im Hamburger Hochwasserschutz durch Umbau auf 8,60 Meter über Normalnull gebracht werden soll, sind ab Sommer mehrere Vollsperrungen vorgesehen. Gegen die langen Sperrzeiten laufen Betriebe der Hafenwirtschaft Sturm. Der Bezirk übernahm Ende September 2010 die Zuständigkeit für den Binnenhafen von Hamburg Port Authority (HPA) und hat seit Beginn dieses Jahres auch die wasserrechtliche Zuständigkeit. Damit erbte der Bezirk auch das seit vier Jahren an den Dalben des Harburger Überwinterungshafens liegende Geisterschiff "Gloria D." Der mit Asbest belastete Rostkahn wird voraussichtlich auf Kosten des Steuerzahlers entsorgt werden.

3./4./5. Lärmkonzept Bundesstraßen

Hohes Verkehrsaufkommen auf den Bundesstraßen B 73 und B 75 sowie der Winsener Straße ist ein Dauerärgernis für die Anwohner. Der Bezirk Harburg erwartet von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Verbesserungen der Situation durch ein "Mobilitätskonzept für den Hamburger Süden". Das Konzept war ursprünglich für Ende vergangenen Jahres angekündigt. Nun verschiebt es sich bis nach der Bürgerschaftswahl.

6. Zusätzliche Gütergleisquerung

Auch der Güterzugverkehr auf der Schiene, nördlich der B 73, wird wegen des steigenden Umschlags im Hamburger Hafen ständig mehr und gilt als Störfaktor. Eine Untersuchung der Deutschen Bahn AG, die Gleisstrecke unterirdisch in einem Tunnel neu zu verlegen, damit Harburgs Innenstadt und das Harburger Binnenhafengebiet städtebaulich zusammenwachsen können, brachte für den Bezirk kein gutes Ergebnis. Nun wird über eine weitere Brückenquerung nachgedacht.

7. Fußgängertunnel Innenstadt

Ein vorhandener Fußgängertunnel zwischen den Fußgängerzonen Lüneburger Straße und Seevepassage gilt hingegen seit vielen Jahren als ein Schandfleck. Und der Verwalter anliegender Tunnelgrundstücke schaffte es bislang nicht, neue Mieter für ein fast leer stehendes Geschäftshaus zu finden oder auch den Tunnel zur "Ring-Galerie" umzubauen. Nun hat der Verwalter angekündigt, er werde Mitte des Jahres Ergebnisse präsentieren.

8./9. Auto- und Radstationen

Der Bezirk Harburg will auch einen Beitrag zur "Umwelthauptstadt 2011" leisten. Ziele dabei sind Verbesserungen in dem bereits seit Langem bestehenden Auto-Verleihsystem "Greenwheels-Carsharing" - ehemals "Stattauto". Zum Standort am Harburger Bahnhof sollen weitere Standorte hinzukommen. Und auf Beschluss der Bezirksversammlung, mit finanzieller Unterstützung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) von voraussichtlich 2,8 Millionen Euro, sollen als Pilotprojekt für Hamburg auf den Bahnhöfen Harburg und Neugraben bewachte und mit Reparaturservice ausgestattete Fahrradstationen für bis zu 800 Fahrräder eingerichtet werden.

10. Rathausforum

Der mit Spatenstich im September angefangene Bau des gut 20 Millionen Euro teuren "Rathausforums" an Knoopstraße und Julius-Ludowieg-Straße hat sich inzwischen zur größten Baustelle im Bereich der Harburger Innenstadt entwickelt. Hier baut die Sprinkenhof AG über einer neuen Tiefgarage mit 66 Stellplätzen das Soziale Dienstleistungszentrum (SDZ) sowie das Zentrum für Wirtschaft, Bauen und Umwelt (WBZ). Im ersten und zweiten Quartal 2012 soll Einweihung sein. Voraussichtlich Mitte dieses Jahres wird sich herausstellen, ob Hamburg noch genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um auf dem Gelände des Rathausforums einen dritten Neubau verwirklichen zu können.

11. Heimfelder Villengebiet

Bezirksversammlung und Verwaltung wollen eine "schleichende Verdichtung" des Villengebiets mit etwa 600 Grundstücken verhindern und in einem geänderten Baustufenplan für Neubauten nur noch zwei Wohneinheiten genehmigen. Bewohner des Gebiets hatten sich dafür ausgesprochen. Noch 2011 soll der Plan ausgelegt werden.

12. Ausgleichsflächen Gut Moor

Um ökologischen Ausgleich für die Neubaugebiete Neugraben-Fischbek 65 "Elbmosaik", Neuenfelde16, den Bau der Finkenwerder Umgehungsstraße oder auch für den Bau der Stade-Autobahn A 26 auf Hamburger Gebiet (Moorburg bis Rübke) zu schaffen, werden von der Finanzbehörde bereits seit drei Jahren im Gebiet von Neuland/Gut Moor Wiesenflächen gekauft. Weitere Ausgleichsflächen sind nun im Gebiet von Rönneburg/Gut Moor, südlich des Großmoordamms, in der Planung.

13. Geisterstraßen in Neuenfelde

In Neuenfelde stehen seit acht Jahren gut 50 Häuser mit etwa 70 Wohnungen leer. Sie wurden ihren Besitzern von der Finanzbehörde abgekauft und werden seitdem von der Saga/GWG verwaltet. Hintergrund ist die Airbus-Werkserweiterung mit Start- und Landebahnverlängerung. Die Finanzbehörde begründet den langen Leerstand mit noch anhängigen Gerichtsverfahren und weist auf laufende Verhandlungen mit der Wirtschaftsbehörde hin. Bei jedem dritten der Altbauten lohne sich inzwischen keine Sanierung mehr. Abriss und Neubau seien wirtschaftlicher. Ob dieses Jahr der Leerstand beendet wird, ist noch nicht sicher.

14. Elbmosaik Neugraben

Das Neubaugebiet "Elbmosaik" nördlich des Neugrabener Bahnhofs entwickelt sich nur langsam. Während vergangenes Jahr östlich der Neugrabener Allee, an Sonnenröschenweg und Hornkrautring inzwischen zwölf Einfamilien- und Doppelhäuser fertiggestellt sind und westlich der Allee 30 Häuslebauer ihren Traum verwirklichten, hat der auf insgesamt 250 Gebäude ausgelegte erste Bauabschnitt noch beachtliche Lücken. Das Baugebiet könnte in einer zweiten Stufe um 1000 Wohneinheiten vergrößert werden. Zum Ende der Sommerferien soll das an der Ecke Am Johannesland/Ackerweg für rund 27 Millionen Euro gebaute Bildungs- und Gemeinschaftszentrum "BGZ Neugraben" fertiggestellt sein.

15. Röttiger-Kaserne Fischbek

Südlich der Cuxhavener Straße in Fischbek haben die Abbrucharbeiten an der Röttiger-Kaserne, einem 55 Hektar großen ehemaligen Bundeswehrgelände, begonnen. Der Abriss wird bis kommendes Jahr dauern. Der Bezirk möchte dort ab 2012 Wohnraum schaffen, etwa 450 Wohneinheiten.