Anteilseigner verschieben geplante Abberufung von Vorstandschef Nonnenmacher. Krach im PUA um abgesagte Vernehmung.

Hamburg/Kiel. Dirk Jens Nonnenmacher bleibt bis auf Weiteres Vorstandschef der HSH Nordbank. Nach Informationen des Abendblatts stimmten die HSH-Eigner, darunter Hamburg und Schleswig-Holstein, diesem Vorschlag des Aufsichtsratschefs Hilmar Kopper gestern im Gesellschafterausschuss der Bank zu. Die für morgen geplante Abberufung Nonnenmachers im Aufsichtsrat der Bank wird verschoben.

Ein Grund ist die laufende rechtliche Prüfung, inwiefern Nonnenmacher eine Pflichtverletzung nachzuweisen ist und die Bank um eine Abfindung herumkommen könnte. Ein möglicher Ansatzpunkt ist ein Beschluss des Landgerichts Hamburg vom 15. Oktober zu dem verlustreichen "Omega"-Geschäft, der dem Abendblatt vorliegt. Darin werden "Pflichtwidrigkeiten" des Vorstands festgestellt, die "als gravierend einzustufen" seien. Kopper will noch im Dezember den neuen Vorstandschef und den Zeitpunkt des Führungswechsels bekannt geben. Dem Vernehmen nach wird mit einem externen Kandidaten verhandelt. Vermutlich geht Nonnenmacher frühestens zum Jahreswechsel und spätestens Ende März.

"Ich rate der CDU dringend, in dieser Frage nicht auch noch wankelmütig zu werden", sagte Hamburgs GAL-Fraktionschef Jens Kerstan mit Blick auf die CDU-geführten Regierungen in Hamburg und Kiel. Kerstan hatte Anfang November eine Krise in der am Sonntag aufgekündigten schwarz-grünen Koalition ausgelöst, als er ultimativ Nonnenmachers Entlassung gefordert hatte.

Auch der Hamburger Untersuchungsausschuss (PUA) zur HSH streitet um den Vorstandschef. Dass der Ausschussvorsitzende Harald Krüger (CDU) die für Freitag angesetzte dritte Vernehmung Nonnenmachers abgesagt hatte, kritisierten SPD und Linkspartei als wahltaktisches Manöver und rechtlich unakzeptabel. Krüger sagte dem Abendblatt, das Hauptziel sei jetzt, wenigstens einen Zwischenbericht zu erstellen, bevor der PUA der Neuwahl zum Opfer fällt. Da jede Vernehmung erst aufwendig protokolliert und dieses Protokoll dann wiederum beschlossen werden müsse, hätte Nonnenmachers Vernehmung aufgrund der Fristen unmöglich in den Bericht einfließen können und sei daher unnötig.

Unterdessen geht es mit der HSH langsam aufwärts. Laut des gestern veröffentlichten Quartalsberichts zu Ende September schreibt die Bank schwarze Zahlen, allerdings nur, wenn man die Kosten für den Milliarden-Rettungsschirm der Länder außen vor lässt. 2011 will die HSH die echte Gewinnzone erreichen. Möglich wird das auch durch Personalabbau. Bei der HSH arbeiten noch etwa 3900 Banker, 300 weniger als zu Beginn des Jahres.