Seit Jahrzehnten begleiten sie Erstklässler auf dem Schulweg, sorgen für die Sicherheit der Kinder. Innenbehörde will bis zu 53 Stellen einsparen.

Hamburg. Generationen sind mit ihnen groß geworden, kaum ein Schulkind kennt sie nicht: die Verkehrslehrer der Hamburger Polizei. Seit Jahrzehnten begleiten sie Erstklässler auf dem Schulweg, erklären Zebrastreifen und Ampelphasen. Eine lieb gewonnene Tradition, mit der jedoch bald Schluss sein könnte: Nach Informationen des Hamburger Abendblatts plant die Innenbehörde, im Zuge der Sparmaßnahmen weit mehr als die Hälfte aller Stellen für Verkehrslehrer abzubauen.

Möglicherweise sind sogar alle 53 Polizeiverkehrslehrer, die an den Polizeiwachen stationiert sind, von den Kürzungen betroffen. Ein Plan sieht vor, einen Teil der Stellen zu streichen und den anderen auf das Budget der Schulbehörde zu überschreiben, die lange vom Angebot der Polizei profitiert habe.

Nicht angetastet werden soll hingegen der Polizeikasper, der wohl bekannteste Vertreter Hamburger Verkehrserziehung, sowie die für Kindergärten und Sonderschulen zuständigen Verkehrslehrer. Aus der Innenbehörde war dazu bereits zu hören, dass man einen Aufschrei in der Bevölkerung befürchte, sollte der Verkehrskasper nicht mehr auftreten dürfen. Neun Polizisten, in Dreiergruppen organisiert, bringen das Puppenspiel auf die Bühne, dazu kommen zehn Beamte die sich um die Jugendverkehrsschule und die Sonderschulen kümmern.

Die Verkehrslehrer haben eine gute Bilanz vorzuweisen, denn immer weniger Unfälle mit Kindern werden registriert. 2009 verunglückten in der "Gruppe der bis zu 14-Jährigen", wie es im Statistikdeutsch heißt, 799 Kinder, neun Jahre zuvor noch 1092. Doch jetzt haben sich die Ersten schon bei "ihren" Schulen verabschiedet: Im Herbst komme man nicht wieder.

Das Loch im Haushalt der Freien und Hansestadt ist mehr als eine halbe Milliarde Euro groß. Wie es gefüllt werden soll, wollen die Behörden spätestens zur anstehenden Sparklausur in knapp einem Monat beraten. 25 Millionen Euro muss allein die Innenbehörde einsparen, um ihren Anteil am Sparpaket zu tragen. Keine einfache Aufgabe für den neuen Innensenator Heino Vahldieck (CDU), der erst jüngst im Abendblatt betonte, dass so gespart werden solle, dass die Sicherheit für den Bürger nicht angetastet werde.

Alle Aufgaben, die nicht zum Kernbereich gehörten, stünden jedoch auf dem Prüfstand. Was aber ist der Kernbereich der Polizei und was gehört nicht dazu? "Der Wert der Polizeiverkehrslehrer für die Prävention auch über den Verkehrsbereich hinaus kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", erklärt der Innenexperte der SPD, Andreas Dressel. Für viele Kinder seien diese Polizisten der erste direkte Kontakt zur Polizei überhaupt. "Hier wird die Basis gelegt, unsere Polizeibeamten ein Leben lang als Freund und Helfer wahrzunehmen. Hier den Rotstift anzulegen ist falsch und kurzsichtig", warnt Dressel. "Es ist bezeichnend, dass dieser Senat in Pferde und nicht in Kinder investiert", ergänzt Parteikollegin und Verkehrsexpertin Martina Koeppen mit Blick auf die parallele Einführung der umstrittenen Reiterstaffel: "Hier werden leichtfertig die Erfolge der Verkehrssicherheitsarbeit gefährdet."

Auch in Gewerkschaftskreisen regt sich Unmut: "Die qualifizierte Arbeit der Polizeiverkehrslehrer, aber auch der Besonderen Fußstreifendienste hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass seit 2002 die Zahl verunglückter Kinder in Hamburg um fast 30 Prozent zurückgegangen ist", bemängelt Uwe Kossel, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die noch unbestätigten Sparpläne. Die Innenbehörde will sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern: "Wir haben Listen mit Einsparpotenzialen", sagte Sprecher Ralf Kunz. "Welche letztlich umgesetzt werden, wird im Rahmen der Sparklausur festgelegt. Einzelmaßnahmen kommentieren wir nicht."

Neben dem Stellenabbau bei den Verkehrserziehern wird auch wieder diskutiert, Polizeiwachen zusammenzulegen (wir berichteten). Bereits seit Ende vergangenen Jahres sind die Fusionen der Wachen in den Stadtteilen Stellingen und Osdorf, in St. Georg und in Hamm sowie der Davidwache und der Wache 16 an der Stresemannstraße im Gespräch.