Brandstifter zündeten 19 Autos an. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie im Zusammenhang mit dem Schanzenfest stehen könnten.

Othmarschen/St. Pauli. 19 Autos, so viele auf einmal wie noch nie in den zurückliegenden Jahren, sind in der Nacht zu Freitag in Flammen aufgegangen. Vermutlich sind in allen Fällen Brandstifter für die Feuer verantwortlich. Der Schaden beträgt weit über 200 000 Euro. Die Staatsschutzabteilung der Kripo hat ebenso wie die Brandermittler die Ermittlungen aufgenommen. Die deutliche Häufung der Auto-Brandanschläge in dieser Woche, davon gehen die Ermittler aus, könnte im Zusammenhang mit dem an diesem Sonnabend stattfindenden Schanzenfest stehen, eine Art Aufwärm- und Mobilisierungsphase darstellen.

Allein am Borchlingweg in Othmarschen zündeten unbekannte Täter einen VW Polo, einen Volvo XC 90, einen A-Klasse-Mercedes, einen Landrover, einen VW Touareg und zwei Audi A 6 an. Einer davon war nagelneu. Bei einem C-Klasse-Mercedes und einem Citroën C 6 erloschen die Flammen, bevor sie sich auf den Wagen ausbreiten konnten. In der Heinrich-Hertz-Straße in Barmbek zündeten Unbekannte einen Mini an. In Billstedt waren es ein 5er BMW, ein VW-Bus und ein Golf, in Jenfeld ein Audi A 6 und ein betagter Mercedes. Ein Golf und zwei Klein-Lkw wurden ebenfalls stark beschädigt.

Zweite Feuernacht in Folge: 19 Autos angezündet

Ebenso wie die nicht enden wollende Serie von Brandstiftungen für Autobesitzer zum Albtraum wird, ist sie es für die Polizei: Erneut gibt es keinen Erfolg zu vermelden. "Wir ermitteln in alle Richtungen" heißt es bei den Beamten. Und: "Wir weisen nochmals darauf hin, dass für Hinweise, die zur Aufklärung der Brandserie führen, eine Belohnung von bis zu 20 000 Euro ausgesetzt ist." Auf Schanzenfest-Flugblättern, die in der Szene kursieren, war zuletzt zu Autobrandstiftungen aufgerufen worden.

Per Flugblatt und Internet hat inzwischen auch das weit verzweigte Netzwerk "Recht auf Stadt" zur Beteiligung am Straßenfest im Schanzenviertel aufgerufen. Die Aktivisten fordern die Erhaltung bezahlbaren Wohnraums im Viertel und die Existenzsicherung für nicht kommerzielle Räume wie die Rote Flora. In dem mit "Wir kommen alle" betitelten Schreiben heißt es: "Wer die Rote Flora angreift, greift uns alle an." Deren Nutzer trafen sich noch Freitagabend zum Plenum. Auf der Vollversammlung sollte besprochen werden, wie man mit der am Sonnabendabend erwarteten Randale umgehen wird.

Zuletzt hatten Flora-Aktivisten mehrfach versucht, Barrikaden, die Krawallmacher vor dem Zentrum aufgetürmt hatten, zu entfernen. Möglich erscheint, dass die Flora ihre Türen am Sonnabendabend gar nicht öffnen wird. So könnte verhindert werden, dass die Polizei sich auf der Suche nach eventuellen Straftätern Zutritt zu den Räumen verschafft.

Mit 2800 Beamten wird die Polizei massiv aufgestellt sein. Bereits am Freitag reisten Beamte aus Berlin und Bayern an. Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden am Sonnabendvormittag folgen.

Auch Staatsanwaltschaft und Gerichte haben sich auf ein arbeitsreiches Wochenende eingestellt. Staatsanwaltschaftssprecher Wilhelm Möllers: "Ein Staatsanwalt hält sich etwas abgesetzt vor Ort auf, um zeitnah über gegebenenfalls aufkommende Haftfragen zu entscheiden. Zwei Oberstaatsanwälte stehen in Rufbereitschaft, falls Unterstützung notwendig wird." Gerichtssprecher Conrad Müller-Horn: "Der amtsgerichtliche Bereitschaftsdienst wird in zeitlicher und personeller Hinsicht gegenüber dem normalen Wochenenddienst erweitert."