Ein Kommentar von Jan-Eric Lindner

Bequem war Ursula Caberta nie, gängeln lässt sie sich schon gar nicht. Die Arbeit der ebenso mutigen wie ausdauernden bisherigen Chefin der Arbeitsgruppe Scientology, die weit über Hamburg hinaus für ihren jahrelangen Kampf gegen die Psychosekte bekannt ist, so abrupt zu beenden ist ein ungeschickter Schachzug des Innensenators und designierten Bürgermeisters Christoph Ahlhaus.

Natürlich steht der Behördenchef unter Konsolidierungszwängen. Doch nach dieser gewiss von ihm selbst abgezeichneten Sparmaßnahme muss sich der Behördenchef fragen lassen, welche Halbwertszeit sein Wort hat. Noch im April hatte er die Vorreiterrolle Hamburgs bei der Scientology-Bekämpfung hoch gelobt und vehement ein Verbot der Organisation gefordert. Vier Monate später setzt er seine Unterschrift unter die Schließung der bundesweit einzigartigen Anlaufstelle für Opfer, Aussteiger und Kritiker. Dass, wie erhofft, Ausstiegswillige zukünftig statt zu Caberta einfach zum Hamburger Verfassungsschutz gehen, ist mehr als fraglich. Opfer der Organisation waren nicht zuletzt deshalb aus ganz Deutschland zu Caberta gekommen, weil sie wussten, was sie hier erwartete: bedingungsloser Rückhalt und profunde Kenntnis.

140 000 Euro wird die Innenbehörde durch die als "Umstrukturierung" deklarierte Maßnahme einsparen. In Anbetracht der deutlich höheren Summe, die Ahlhaus für seine von Beginn an höchst umstrittene Reiterstaffel genehmigte, nimmt sich diese Zahl bescheiden aus.