Innenausbau der U-4-Haltestellen Überseequartier und HafenCity-Universität beginnt. Viadukt für U 3 wird auf der Elbe angeliefert.

Hamburg/Boizenburg. In der HafenCity, dem größten Stadtentwicklungsprojekt Europas, baut die Hamburger Hochbahn die die U-Bahn-Linie 4 . In Boizenburg an der Elbe wurde derweil ein halbes Jahr lang der neue U-3-Viadukt zusammengeschweißt. Das Abendblatt hat sich an beiden Orten umgeschaut.

Beton, wohin das Auge reicht. Mittendrin in der riesigen Halle steht Hochbahn-Vorstand Ulrich Sieg und zeigt an die zwölf Meter hohe Decke: "Wenn die Haltestelle fertig ist, werden sich die Fahrgäste wie in einer Unterwasserwelt fühlen. Maritimes Flair steht im Vordergrund", sagt Sieg. Hier soll ab Herbst 2012 die U 4 halten. Die Gleise der rund 1,2 Kilometer langen Strecke zwischen der Station Überseequartier und vorläufigen Endhaltestelle HafenCity-Universität sind bereits verlegt. Der Rohbau der beiden Stationen ist fertig, in Kürze soll mit dem Ausbau begonnen werden.

Der Bau der U 4, die die HafenCity in drei Minuten mit der Innenstadt verbindet, "läuft rund", sagt Sieg. Die Kosten von 323,5 Millionen Euro - am Anfang waren es noch rund 298 Millionen Euro gewesen - wird laut Sieg nicht überschritten: "Das gilt auch für den Zeitplan", sagt Ulrich Sieg. Das liegt an Tunnelbohrmaschine VERA. Die gräbt sich nämlich unaufhörlich durch das Erdreich und hat inzwischen den Alten Steinweg erreicht. "Wir hatten damit gerechnet, dass sie zehn Meter am Tag schafft, im Augenblick sind es aber sogar elf."

Der Ausbau der U 4 werde so wohl einige Wochen früher beendet sein. Im Herbst 2012 soll die neue U-Bahn-Linie ihren Betrieb aufnehmen. Die zweite Tunnelröhre zwischen HafenCity und Jungfernstieg soll Ende des Jahres fertig sein. Unterhalb der HafenCity arbeitet sich ein Spezialbagger durch das Erdreich, um die beiden Tunnelröhren miteinander zu verbinden: "Das ist zusätzlich zu den vier Notausstiegen ein weiterer Fluchtweg", sagt U-4-Gesamtprojektleiter Dirk Göhring.

Auch in Boizenburg, etwa 60 Kilometer von der HafenCity entfernt, wird für die Hochbahn gebaut. Auf dem Gelände der BVT Werft steht ein rund 200 Meter langer Viadukt. Dieses soll schon bald auf der Strecke der U 3 zwischen der Straße Kajen und dem Baumwall eingesetzt werden. Die Strecke ist bis zum 3. Oktober zwischen dem Rathaus und dem Baumwall in beiden Richtungen gesperrt. Die bisherige Brückenkonstruktion hielt mehr als 100 Jahre. Das soll bei dem neuen Bauwerk nicht anders sein: "Qualität hat für uns höchste Priorität. Die Fahrgäste sollen auch die nächsten 100 Jahre sicher ans Ziel kommen", sagt Projektleiter Stephan Schanzenbach.

1000 Tonnen Stahl wurden für die Brücke verbaut. Die Kosten für den neuen Viadukt liegen bei rund 13 Millionen Euro. Die Stahlteile wurden in Dessau gefertigt, dann per Lkw nach Boizenburg transportiert und hier zu insgesamt sieben Bauteilen zusammengesetzt: "Der Auftrag der Hochbahn kam für uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Zeit und war deshalb besonders wichtig", sagt Schiffsbaumeister Günter Geissler. Auf der ehemaligen Elbe Werft haben früher bis zu 2000 Menschen gearbeitet. Hier wurden 130 Meter lange Passagierschiffe gebaut, die heute noch auf russischen Flüssen im Einsatz sind.

Seit einem halben Jahr waren die meisten der 22 verbliebenen Mitarbeiter mit dem Viadukt beschäftigt. Tausende Arbeitsstunden liegen hinter ihnen: "Es ist schon ein schönes Gefühl, eine Brücke mitgestaltet zu haben, die schon bald im Herzen von Hamburg steht", sagte Arbeiter Hans-Jürgen Weißelt, der mit letzten Schweißarbeiten beschäftigt ist. Auch Hochbahn-Projektleiter Stephan Schanzenbach ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Der erste Meilenstein für den Austausch des U-3-Viadukts ist erreicht. Nun kann der Transport nach Hamburg beginnen."

Am Dienstag soll in der Hansestadt mit dem Einbau des Viadukts am Hafenrand begonnen werden. Doch erst mal müssen die sieben Brückenteile nach Hamburg transportiert werden. Heute um 8.30 Uhr beginnt diese Millimeterarbeit mit einem Spezialkran. Direkt vom Werftgelände in Boizenburg werden die Brückenteile, die bis zu 40 Meter lang sind, auf Schuten verladen. Auf der Elbe geht es nach Hamburg. Je nach Wasserstand dauert die Fahrt rund zehn Stunden.

Am Hafen wird ein 750-Tonnen-Raupenkran aufgestellt, der die Brückenteile sicher an Land heben soll. Wegen der Bauarbeiten sind auch die Straßen Binnenhafenbrücke und Otto-Sill-Brücke zwischen Kajen und der Haltestelle Baumwall gesperrt. Schon jetzt kann Projektleiter Schanzenbach kaum den 4. Oktober erwarten: Dann wird um 4.30 Uhr die erste U-Bahn über den neuen Viadukt fahren.