Hier finden Sie die Übersicht, wie hoch laut Statistikamt Nord der Anteil an Migranten in den Stadtteilen ist. Spitzenreiter ist die Veddel.

Hamburg. Tatsächlich ist Hamburg eine "Weltstadt", denn ihre Bewohner kommen längst aus aller Welt. Etwa 487.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben laut Statistikamt Nord derzeit an der Elbe, damit haben 28 Prozent der Einwohner ausländische Wurzeln.

Rund 231.000 der Hamburger Migranten sind Ausländer, die folglich nicht im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind. Weitere 139.000 Hamburger hatten früher einen ausländischen Pass und sind mittlerweile eingebürgert worden. Und 76.000 sind Aussiedler, die seit 1950 nach Deutschland gezogen sind. Hinzu kommen etwa 42 000 in Deutschland geborene Kinder und Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit, denen jedoch durch die Herkunft der Mutter und/oder des Vaters noch ein sogenannter Migrationshintergrund zugeschrieben wird.

Doch wo innerhalb Hamburgs leben diese Mitbürger? Zum ersten Mal hat das Statistikamt Nord, basierend auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31. Dezember 2009, die einzelnen Stadtteile untersucht. "Natürlich war schon früher bekannt, dass beispielsweise auf der Veddel viele Migranten wohnen", sagt Projektleiterin Adriane Hartmann, "aber nun gibt es erstmals verlässliche Zahlen." Und laut dieser regionalisierten Daten belegt die Veddel tatsächlich den Spitzenplatz, denn zwischen Freihafen, Autobahn 255 und der Norderelbe haben etwa 3400 Bewohner ausländische Wurzeln, was einem Migrantenanteil von 70 Prozent entspricht - so hoch wie in keinem anderen Viertel. In Billbrook liegt dieser Anteil bei 65 Prozent, in Wilhelmsburg bei 55 Prozent.

In Billstedt, einschließlich der Hochhaussiedlung Mümmelmannsberg, leben 32.511 Migranten - nach absoluten Zahlen innerhalb Hamburgs der Höchstwert. Zum Vergleich: Damit leben in Billstedt mehr Migranten als das schleswig-holsteinische Ahrensburg Einwohner hat. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, ergibt sich für Billstedt ein Migrantenanteil von 47 Prozent. In Rahlstedt sind 21.000 Menschen ausländischer Herkunft zu Hause (24 Prozent). In den Vier- und Marschlande machen Migranten dagegen gerade einmal vier Prozent der Einwohner aus.

Ein Blick auf die Bezirke zeigt, dass Mitte mit 43 Prozent den höchsten Migrantenanteil hat. Im Bezirk Nord haben dagegen gerade einmal 22 Prozent der Bürger Wurzeln in anderen Ländern. Und auch die Länder, aus denen die Menschen einst an die Elbe gezogen sind, sind je nach Stadtteil andere. Während sich in Nienstedten, Blankenese, Harvestehude und der HafenCity viele Briten, Dänen und Niederländer niedergelassen haben, kommen die Migranten in den sozial schwächeren Vierteln oft aus Südost- und Osteuropa.

Jeder 20. Hamburger stammt laut Statistikamt Nord aus der Türkei. Die Hansestadt zählt 92.500 türkischstämmige Bürger, was in etwa der Einwohnerzahl des türkischen Urlaubsorts Alanya entspricht. In Lohbrügge, Bergedorf, Rahlstedt und Neugraben-Fischbek leben besonders viele Menschen aus Russland, in Allermöhe wohnen viele Bürger, deren Wurzeln in Kasachstan liegen. "Die meisten dieser Menschen gehören einer deutschstämmigen Minderheit in der ehemaligen Sowjetunion an", heißt es beim Statistikamt Nord. In Billstedt leben überdurchschnittlich viele Afghanen, mehr als 15 Prozent von ihnen wohnen in diesem Teil der Stadt. Hamburgweit haben drei Prozent der Bevölkerung polnische Wurzeln, in Bergedorf sind es sogar sechs Prozent.

Auffallend: Nur etwa zwölf Prozent der Hamburger, die älter sind als 65 Jahre, haben einen Migrationshintergrund. Bei den unter 15-Jährigen sind es aber fast 43 Prozent. 24 Prozent der unter 15-Jährigen sind türkischstämmig. Sehr jung ist auch die Bevölkerung, deren Wurzeln in afrikanischen Ländern südlich der Sahara liegen: 31 Prozent dieser Neu-Hamburger sind jünger als 15 Jahre.

In Auftrag gegeben hatte die Stadtteil-Analyse die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Denn anlässlich des vom Senat beschlossenen "Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung" (RISE) soll ein "Sozialmonitor", eine Art Datenbank, aufgebaut werden, in die unter anderem diese Ergebnisse einfließen. "So kann man künftig einzelne Stadtteile besser miteinander vergleichen", sagt BSU-Sprecherin Helma Krstanoski. Außerdem soll das Sozialmonitoring früher auf sich abzeichnende Probleme hinweisen.