Es gibt nicht nur Geräte aus gebürstetem Edelstahl. Hamburg bietet eine Fülle toller Spielplätze für Kinder - mit Holz, Pflanzen und Raum für Fantasie.
Hamburg. Eine Rasenfläche zum Toben soll ein guter Spielplatz haben, blühende Blumen, ein paar Kletterbäume, und - natürlich - vor allem auch jede Menge Spielgeräte. Das fordert die "Checkliste zur Beurteilung der Qualität von privaten Spielplatzplanungen". In mehr als 30 Punkten listet dieses Dokument der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auf, wie wichtig Vielfalt auf Spielplätzen in jeder Beziehung ist, um Kindern tatsächlich Spaß und Freude bereiten zu können. Eine einsame Wippe inmitten einer tristen Häuserschlucht, wie sie das Abendblatt gestern als Exempel für einen schlechten Spielplatz vorstellte , reicht dazu also nicht aus. Doch es geht auch anders: Es gibt in Hamburg auch schöne private Spielplätze, Orte folglich, die beides in Hülle und Fülle bieten: Spiel und Platz.
Beispiel "Schatzinsel" in der HafenCity, an der Kreuzung zwischen Großem Grasbrook und Hübenerstraße. Diesen Spielplatz hat die Gesellschaft HafenCity Hamburg vor rund zwei Jahren eröffnet und das Konzept dazu zuvor gemeinsam mit Kindern und Eltern erarbeitet. "Ein Landschaftsarchitekt hat Gestaltungsideen vorgelegt, die die Anwohner mit Punkten bewertet und so überarbeitet haben. Dadurch ist viel Eigendynamik und schließlich ein wunderbarer Spielplatz entstanden", erklärt Arne Zingel. Zingel ist Vorstandsmitglied des eigens für das "Schatzinsel"-Engagement gegründeten Eltern-Vereins "Spielhaus". Hier locken die unterschiedlichen Bodenbeläge aus Sand, Kies, Mulch und Rasen mit allerlei Sinneserfahrungen. Hohe Grasbüschel bieten immer wieder Deckung. Alle möglichen Spielgeräte wie Schaukeln und Rutschen, Seilgitter und Kriechtunnel oder auch eine Wasserstelle laden zum Entdecken und Ausprobieren ein. Die hölzernen Geräte sind hier einem Piratenschiff nachempfunden. "Dieser Spielplatz gehört sicherlich zu den tollsten in ganz Hamburg", sagt Alexandra Lohse, 39. Die Europa-Sekretärin aus Hohenfelde kommt sehr oft zur "Schatzinsel".
Heute ist sie mit ihrem Vater Rüdiger, 62, und ihrem Sohn Johannes, 2, da und genießt es, Opa und Enkel beim gemeinsamen Spielen zuzusehen. "Hier langweilen sich die Kinder nie", sagt Alexandra Lohse, "sie laufen juchzend von einer Ecke in die nächste."
Ähnliches gilt für den Spielplatz in der Lenz-Siedlung an der Kreuzung von Eidelstedter Weg und Julius-Vosseler-Straße in Lokstedt, angelegt von der Saga/GWG. Groß und weitläufig ist dieser Spielplatz, der sich zwischen mehreren Hochhäusern befindet und für die hier lebenden Menschen wohl auch so etwas wie eine "grüne Lunge" ist: Viele hohe Bäume, vor allem Buchen und Platanen, spenden Schatten, bieten Kletter-Äste und geben dem Platz einen recht urigen Anschein, den die vielen Sträucher und Büsche komplettieren. Mitten in dieser Natur stehen viele Spielgeräte.
Schaukeln und Wippen gibt es, eine Hügellandschaft aus Gummi und sogar eine Riesenrutsche. Außerdem liegen Baumstämme längs in der Gegend herum - der dreijährige Rodi nutzt sie gerade als Balancierstangen: "Das macht Spaß!", quietscht der Junge, während er an der Hand seiner Schwester Roserin Morkoyun, 18, fröhlich vor sich hin spaziert und immer wieder auf- und abhüpft. "Dieser Spielplatz bietet ausreichend Raum zum Toben", findet Roserin Morkoyun. Die Arzthelferin sagt: "Die Kinder können hier zusammen an den Geräten Spaß haben oder im Sandkasten Burgen bauen. Sie können aber auch Reißaus nehmen und sich verstecken, mal alleine sein."
Nicht ganz so wild erscheint im Vergleich der Spielplatz am Vogelbeerenweg in Winterhude, der jüngste Spielplatz der Baugenossenschaft Deutsches-Heim-Union (DHU). Zwar ist auch dieser Spielplatz ziemlich großzügig angelegt, allerdings fehlen hier Schutz und Deckung, denn Bäume und Gebüsche gibt es nur wenige. "Trotzdem komme ich mit meinem Kind häufig hierher, wegen der zahlreichen Spielmöglichkeiten", sagt Richard Danielec. Just in diesem Augenblick beobachtet der 36 Jahre alte Bauunternehmer, wie sein Sohn Oliver, 3, am Klettergerüst herumturnt. Vorhin vergnügte er sich beim Schaukeln, später wird er im Kies wühlen und auf den Wipptieren durch die Luft schwanken.
Vielfalt, das ist also die Grundeigenschaft, die die vorgestellten Spielplätze bezüglich ihrer Spielgeräte, Grünanlagen oder Bodenbeläge eint. "Die Qualität von Spielflächen ist abhängig von zahlreichen Faktoren", heißt es in der Behördenbroschüre.
So seien Zugänglichkeit und Gestaltung wichtig, zudem das Verhältnis von Licht und Schatten, der Spielwert der Angebote, die Aufenthaltsqualität und der Freizeitnutzen. Alle diese Aspekte übergehen die genannten Plätze nicht, sondern erfüllen sie. Lobenswert findet das Christian Maaß, Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Er sagt: "Kinder brauchen Möglichkeiten zum Entdecken und Ausprobieren, Verstecken, Klettern und Toben - je geheimnisvoller oder wilder, desto besser."