Der Senat unterstreicht mit einer Sitzung auf der Elbinsel, welche Bedeutung das größte Stadtentwicklungsprojekt für ganz Hamburg hat.

Hamburg. Links rauscht die Wilhelmsburger Reichsstraße, rechts quellen die ersten Blütenmeere aus kunstvoll angelegten Beeten. Und ein paar Hundert Meter entfernt, hinter einem der futuristisch wirkenden, aber sich doch perfekt ins Landschaftsbild einfügenden Wohnhäuser, haben es sich drei Graugänse auf einer großen Wiese gemütlich gemacht. Idyllisch, könnte man sagen. Bereits jetzt lässt das Baugelände der Internationalen Gartenschau 2013 (igs) erahnen, dass dieser Ort in naher Zukunft eine neue grüne Lunge der Stadt Hamburg werden könnte.

Auch der Hamburger Senat scheint daran an diesem Tag Gefallen gefunden zu haben. Die letzte Sitzung vor den Sommerferien wurde gestern in das renovierte Verdüsungsgebäude des ehemaligen Wasserwerks Wilhelmsburg verlegt. Es befindet sich auf dem künftigen Parkgelände. Dass der Senat hier tagte, ist als Zeichen der Unterstützung für die beiden Mammutprojekte igs und die Internationale Bauausstellung (IBA) zu verstehen. Beide Projekte sollen im Frühjahr 2013 auf der Elbinsel eröffnet werden.

"Die Internationale Gartenschau und die Internationale Bauausstellung sorgen für einen Entwicklungsschub auf den Elbinseln, die diese in ihrer Geschichte noch nicht erlebt haben", schwärmte Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, nach der Senatssitzung. Man sei inzwischen perfekt im Zeitplan, nachdem der zwischenzeitlich verzeichnete Verzug aufgeholt worden sei, so die Senatorin stolz. "Und was gibt es Besseres als eine letzte Sitzung vor dem Urlaub im Grünen?" Passenderweise wurde in diesem Rahmen auch gleich über eine weitere Entwicklung auf der Elbinsel entschieden: Ab sofort dürfen die Wasserwege vom Hafen bis in die Elbinsel hinein - und damit bis zum igs-Gelände - von Schiffen befahren werden.

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Zahlreiche Maßnahmen - beispielsweise die modernen Wohnungsbauten, der Energiebunker und die Pflanzarbeiten an Grünflächen - sind bereits weit fortgeschritten. Überall wird gehämmert, gemauert, gepflanzt und asphaltiert, die Ausstellungen nehmen langsam Form an. Geplant ist, dass die großen Gartenbauprojekte noch in diesem Jahr abgeschlossen werden und nur noch der Feinschliff im Frühjahr 2013 gemacht werden muss. Dann sollen 200 000 Stauden und 2100 Bäume gepflanzt sein und das Herzstück der Ausstellung, das Projekt "In 80 Gärten um die Welt", das internationale Publikum begeistern. Bei aller Euphorie betont die Projektleitung jedoch, sie wolle auch die Inselbewohner Wilhelmsburgs mit in die Planung einbeziehen. "Die igs ist für uns ein wichtiges soziales und stadtpolitisches Anliegen", sagte Geschäftsführer Heiner Baumgarten. "Es ist ein notwendiger Erfolgsfaktor, die Menschen, die auf Europas größter bewohnter Flussinsel leben, mitplanen, -reden und -gestalten zu lassen."

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Gleicher Meinung ist IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. Durch die kontinuierlichen Bauarbeiten verändert Wilhelmsburgs Mitte stetig sein Gesicht. Über die gesamte Elbinsel, die Veddel und den Harburger Binnenhafen sind die verschiedenen Bauvorhaben verteilt, die den Stadtteil attraktiver machen und den "Sprung über die Elbe" erleichtern sollen. Hellweg verspricht jedoch, der sogenannten Gentrifizierung vorzubeugen. "Wir bauen hier kein zweites Ottensen oder eine zweite Schanze, wo die alteingesessenen Bürger verdrängt werden", so der Geschäftsführer. "Wir bauen hier eine Stadt des 21. Jahrhunderts."

Möglich sei diese Form der Stadtentwicklung nur, weil es auf der Elbinsel die Möglichkeit der Ausdehnung gebe, so der Experte. Ziel ist es, 1124 neue Wohnungen zu bauen, 522 zu modernisieren und damit 71,5 Hektar neuen Wohnraum zu schaffen. "Wohnen heißt bleiben, das ist unser Credo", so Hellweg. Daneben spielt für die Planer auch das Thema Klimawandel eine entscheidende Rolle, das durch den Bau regenerativer Wärmenetze, Sanierungen und der Nutzung erneuerbarer Energien praktisch umgesetzt wird. Von allen derzeit rund 60 IBA-Projekten konnten bereits 14 fertiggestellt werden, 31 sind im Bau, und weitere 15 haben noch in diesem Jahr ihren Baustart. Geplantes Eröffnungsdatum ist der 23. März 2013. Zur Gartenschau, die am 26. April 2013 eröffnet werden soll, erwartet die Stadt rund 2,5 Millionen Gäste.