Vor mehr als 20 Jahren hatte ein Lehrer zwei Mädchen im Klassenzimmer geküsst. Er wurde zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt.

Barmbek-Süd. Vor versammelter Klasse hat Musiklehrer Kai J., 63, zwei sechs und sieben Jahre alten Schülerinnen Zungenküsse gegeben. 20 Jahre liegen die Taten zurück - jetzt hat ihn das Amtsgericht Barmbek wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Geldstrafe von 15 000 Euro (150 Tagessätze à 100 Euro) verurteilt.

Im Zeugenstand hatten die Opfer berichtet, sie hätten in der Klasse des Angeklagten als "Belohnung" für eine gelungene Hausarbeit auf einen Stuhl neben dem Lehrerpult steigen müssen und hätten dann von ihm einen Zungenkuss bekommen. Die Aussagen der Opfer seien glaubwürdig, sagte die Richterin. Trotzdem sei die Anklage für den Lehrer eine persönliche Katastrophe. "Vor allem, wenn es jemanden trifft, der Lehrer mit Herzblut ist." Der 63-Jährige sei zu seinen Schülern sehr herzlich gewesen, das hatten Zeugen bestätigt. Aber er habe noch eine andere Seite - "und die ist strafbar". Seine Verteidiger, darunter Kachelmann-Anwalt Johann Schwenn, hatten Freispruch gefordert. Kai J., der zu den Vorwürfen geschwiegen hatte, sagte im Schlusswort: "Für Dinge, die ich nie getan habe, kann ich mich nicht entschuldigen."

+++ Missbrauchs-Prozess gegen Lehrer: "Weit mehr als küssen" +++

Der Fall wäre bald verjährt gewesen. Die Taten von 1990 und 1991 kamen erst jetzt ans Licht, weil eines der Opfer eine kleine Tochter bekam und mit dem Erlebten abschließen wollte. Ihre damalige Freundin bat sie, ebenfalls vor Gericht auszusagen.